PRÄSIDENT UNTER DRUCK – Nach Amokläufen: Serbien geht auf die Straße

Seit den Amokläufen in Serbien ist Präsident Aleksandar Vučić schwer unter Druck. Die Gesellschaft wehrt sich gegen Gewalt im Alltag. Wie wirkt sich das auf die Region aus?

Serbien geht auf die Straße. Gegen Gewalt. Und gegen die autoritäre Regierung von Präsident Aleksandar Vučić.

Seit den Amokläufen, unter anderem in einer Schule, vor etwa drei Wochen mit insgesamt 18 Toten sind Hunderttausende auf die Straße gegangen. Es sind die größten Anti-Regierungsproteste seit der Diktatur von Slobodan Milošević vor 20 Jahren. „Die Amokläufe haben vielen Menschen in Serbien sichtbar gemacht, was alles in der Gesellschaft falsch läuft“, sagt Experte Vedran Džihić von der Uni Wien zur „Krone“.

Serbische alltag ist geprägt von Gewalt. Nach internationalen Schätzungen liegt Serbien nach dem Jemen und den USA zusammen mit Montenegro weltweit an der Spitze der Schusswaffen pro hundert Einwohner. Viele stammen aus der Zeit des Jugoslawienkriegs. Häusliche Gewalt ist allgegenwärtig, ebenso Bandenkriminalität. „Die vom Regime Vučić kontrollierten Privatmedien sind voll gewaltgeladener Sprache, auch Politiker inklusive Vučić setzen auf Polarisierungen und Drohungen.“

Vučić gerät immer mehr unter Druck. Am Freitag ließ er Menschen aus ganz Serbien zu einer Großveranstaltung nach Belgrad karren, am Samstag demonstrierten wieder Zehntausende gegen ihn.

„Der Druck von der Straße ist gefährlich für Vučić“, sagt Džihić. „Es ist nicht ausgeschlossen, dass das Regime noch große Fehler macht und damit Proteste zusätzlich stärkt. Das wäre dann wohl der Anfang vom Ende des Regimes Vučić.“

(Heute.at/Foto: AFP Oliver Bunic)

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