In den vergangenen Monaten wurde viel um die Wien Energie gebangt und spekuliert. Bei der Präsentation der Geschäftszahlen des Unternehmens konnte nun diese Angst der Öffentlichkeit ein wenig genommen werden. Denn das Jahr 2022 konnte mit einem Jahresüberschuss von 386 Millionen Euro abgeschlossen werden.
Insgesamt konnte die Wien Energie im vergangenen Jahr 5,9 Milliarden Euro erwirtschaften – unter anderem aufgrund der hohen Energiepreise. Hierbei handelt es sich um ein Plus von 176 Prozent. Medienberichten zufolge habe die Vertriebstochter im Vergleich einen Verlust von 143 Millionen Euro im Endkundengeschäft verbucht.
Jetzt sollen 140 Millionen Euro von dem Jahresüberschuss direkt an die Kundinnen und Kunden von Strom, Gas und Fernwärme gehen, und zwar in Form eines Energiehilfe-Pakets. Weitere 80 Millionen Euro erhalten Strom- und Gaskunden als Freienergietage und Rabatt. Dies sei für den Sommer geplant, „weil wir ja eine Bindungsaktion gemacht haben im September und sehr, sehr viele Kunden von uns ein Jahr gebunden sind“, erklärt Vorsitzender Michael Strebl.
Auch für Gewerbekunden habe man sich bei Wien Energie Angebote überlegt. So sollen 50 Millionen Euro in einen rückwirkenden Fernwärme-Rabatt fließen, während allen Fernwärmekunden in der kommenden Jahresabrechnung eine 20 Prozent-Grundpreis-Reduktion gutgeschrieben wird. „Soziale Härtefälle“ werden mit weiteren zehn Millionen Euro mit der Hilfe des Roten Kreuzes, der Volkshilfe und Caritas unterstützt.
Im Zuge des Termins am Mittwoch, 19. April, äußerte sich Strebl auch zum Liquiditätsengpass der vergangenen Monate. Den Vorwurf der Spekulation in der Wien Energie lehnte er dabei entschieden zurück. Nicht nur sei die Stromproduktion der Wien Energie an der Energiebörse alternativlos. Es sei auch normal, im Winter doppelt so viel Strom zu erzeugen, wie Wien benötigen. Und diesen Strom müsse man dann verkaufen.
Im Sommer müsse man dann wieder Strom einkaufen. Er versichert, dass die Liquiditätshilfe der Stadt Wien bereits zurückgezahlt wurde und die vom Bund präventiv zur Verfügung gestellten Mittel eigentlich nie gebraucht wurden.
Auch bei den Wiener Stadtwerken – zu diesen gehören die Wiener Linien, Wien Energie, Wiener Netze, Bestattung und Friedhöfe – habe man höhere Gewinne erwirtschaften können. In diesem Sinne stieg der Umsatz des Konzerns 2022 um 70 Prozent auf 7,3 Milliarden Euro. Das ergibt einen Überschuss von 73 Prozent beziehungsweise von 488 Millionen Euro.
Die Arbeiterkammer Wien reagierte prompt auf die Nachricht der hohen Gewinne der Wien Energie mit der Forderung nach Preisreduktion für Konsumentinnen und Konsumenten. „Die Wien Energie muss weitere Vorschläge unterbreiten, wie sie die Gewinne nutzen will, um die Strom- und Gaspreise spürbar zu senken. Rabatte und Subventionen alleine reichen nicht aus“, sagt der AK Bereichsleiter Wirtschaft, Tobias Schweitzer.
Inflationsdämpfung sei das Gebot der Stunde, führt Schweitzer fort: „Angesichts der hohen Gewinne und der sinkenden Gaspreise auf Großhandelsebene, fordern wir die zuständige Magistratsbehörde auf, ein neues Preisverfahren nach dem Preisgesetz einzuleiten. Denn mit den sinkenden Gaspreisen haben sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen geändert – und davon sollten die Kund:innen rasch profitieren.“
Bewerkstelligt werden soll das durch die eigens eingerichtete Fairnesskommission. Dafür forder die AK Wien auch die Ausweitung des Tätigkeitsbereichs von ausschließlich Fernwärme auf Strom und Gas.
(meinbezirk.at/Foto: pixabay)