Nach Jahren des Niedergangs investieren nun Hoteliers, Investoren und Kulturschaffende in die Wiederbelebung des Ortes. Ziel ist es, Bad Gastein erneut als internationalen Kur- und Kulturstandort zu etablieren.
Vom mittelalterlichen Badeort zum Treffpunkt der Monarchie
Die Geschichte von Bad Gastein reicht bis ins Mittelalter zurück. Schon damals nutzten Einheimische das warme, mineralreiche Wasser, das mit einer Temperatur von bis zu 47 Grad Celsius aus dem Gestein austritt. Im 19. Jahrhundert entwickelte sich der Ort zum mondänen Kurzentrum der Donaumonarchie. Aristokraten, Politiker und Künstler aus ganz Europa kamen, um in den Thermalquellen zu baden und in den eleganten Hotels der Belle Époque zu logieren.
Während dieser Zeit erhielt Bad Gastein den Beinamen „Monte Carlo der Alpen“. Hotels wie das Grand Hotel de l’Europe galten als Inbegriff von Luxus und Modernität – mit Telefon, Warm- und Kaltwasser in jedem Zimmer und elektrischer Beleuchtung, was damals eine Seltenheit war.
Niedergang nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Ende der Monarchie und dem Zweiten Weltkrieg verlor der Kurort zunehmend an Bedeutung. Neue Reiseziele, der aufkommende Massentourismus und der Wandel der Gesellschaft führten zu einem schrittweisen Rückgang der Besucherzahlen. Viele der einst prachtvollen Hotels standen leer oder verfielen.
In den 1950er-Jahren versuchte Bad Gastein, sich als Wintersportort neu zu positionieren. 1958 fand hier die Skiweltmeisterschaft statt. Doch der Übergang vom Kur- zum Skitourismus gelang nur teilweise. Zahlreiche Gebäude konnten wirtschaftlich nicht gehalten werden, und das Stadtbild verfiel zusehends.
Heilung aus dem Berg: Der Gasteiner Heilstollen
Neben den Thermalquellen verfügt Bad Gastein über eine weitere medizinische Besonderheit: den Gasteiner Heilstollen. Dabei handelt es sich um ein ehemaliges Bergwerk, das heute als Gesundheitszentrum genutzt wird. In einem Tunnel tief im Berg entsteht natürlicher Dampf mit einem geringen Radongehalt, der laut medizinischen Studien schmerzlindernd und entzündungshemmend wirkt.
Der Heilstollen gilt als eine der erfolgreichsten Anwendungen der sogenannten Radontherapie in Europa und zieht jährlich Tausende Patientinnen und Patienten an.
Neue Investitionen und kulturelle Projekte
In den letzten Jahren hat sich das Bild Bad Gasteins deutlich verändert. Zahlreiche historische Gebäude wurden renoviert oder umgebaut. Private Investoren und öffentliche Fördermittel unterstützen die Revitalisierung des Ortszentrums. Dabei liegt der Fokus nicht nur auf Tourismus, sondern auch auf Kultur und nachhaltiger Stadtentwicklung.
Kunstprojekte, Festivals und temporäre Ausstellungen bringen neues Leben in die alten Hotels. Junge Unternehmerinnen und Unternehmer eröffnen Cafés, Galerien und Designhotels, die sich bewusst von der Massentourismus-Ästhetik abheben. Die Kombination aus historischer Architektur und zeitgenössischer Kultur macht Bad Gastein heute wieder attraktiv – nicht nur für Touristinnen und Touristen, sondern auch für Künstler und Kreative.