Diese Woche wurde bekannt, dass sowohl ein Mitarbeiter von Trump als auch die Pressesprecherin des Vizepräsidenten Mike Pence positiv auf das Virus getestet wurden. Beide hätten in den vergangenen Tagen Kontakt zu ranghohen Beamten und Beamtinnen gehabt, schrieben mehrere Medien. Trotzdem sagte Trumps Stabschef Mark Meadows: Das Weiße Haus sei „vermutlich der sicherste Ort“, an dem man sein könnte.
Die jüngsten Infektionen zeigen allerdings, wie schwierig die von Trump angestrebte Rückkehr zu einer Normalisierung sein dürfte. Die Expertin für Nationale Sicherheit, Juliette Kayyem, die für die Regierung von Trumps Vorgänger Barack Obama arbeitete, sagte: „Ob das Virus eingedämmt ist oder nicht, werden wir früh genug wissen.“ Aber die Tatsache, dass ein gesicherter Ort, der Zugang zu den besten Mitteln zur Verringerung des Risikos habe, nicht in der Lage sei, das Virus aufzuhalten, „kann das Vertrauen in die Fähigkeit, es zu besiegen, untergraben“, sagte Kayyem.
Weißes Haus erhöhte Sicherheit
Am Donnerstag hatte das Weiße Haus mitgeteilt, dass ein Mitarbeiter Trumps mit dem Coronavirus infiziert sei. Der Präsident sei seitdem negativ auf das Virus getestet worden und bei bester Gesundheit, betonte ein Sprecher. Trump selbst sagte am Donnerstag, er habe nur sehr wenig Kontakt mit dem Mitarbeiter gehabt. Die Coronavirus-Tests im Weißen Haus würden nun täglich und nicht nur wöchentlich gemacht.
Die Sprecherin des Weißen Hauses, Kayleigh McEnany, versicherte, es gebe in der Regierungszentrale strenge Sicherheitsvorkehrungen. Auch beim Secret Service, der unter anderem für den Schutz des Präsidenten zuständig ist, gab es elf bestätigte Coronavirus-Fälle, wie die „New York Times“ berichtete. Es blieb aber unklar, ob die Mitarbeiter im Weißen Haus beschäftigt waren oder anderswo.
Dass sich Pence Pressesprecherin infiziert hat, weckte Befürchtungen, wonach es im Weißen Haus eben eine Reihe weiterer Fälle geben könnte. Der Grund: Pences Sprecherin, Katie Miller, ist mit Trumps Redenschreiber Stephen Miller verheiratet. Der US-Präsident sagte bei einem Treffen mit republikanischen Senatoren und Abgeordneten: „Sie (Miller, Anm.) wurde kürzlich getestet und der Test war negativ, und dann wurde sie heute aus irgendeinem Grund positiv getestet.“
Experten des Weißen Hauses in Quarantäne
Zuletzt hatte sich auch der prominente US-Regierungsberater und Immunologe Anthony Fauci nach einem Kontakt mit dem infizierten Mitarbeiter von Trump in eine „modifizierte Quarantäne“ begeben. Das sagte der Gesundheitsexperte dem US-Sender CNN am Samstag. Allerdings habe es sich um einen Kontakt mit niedrigem Risiko gehandelt, sagte Fauci.
Dem Bericht zufolge sei er dem infizierten Mitarbeiter zu der Zeit, als dessen Infizierung bekannt war, nicht sehr nahe gekommen. Um auf der sicheren Seite zu sein, werde er aber vierzehn Tage von zu Hause aus arbeiten und so lange eine Maske tragen, sagte Fauci dem Sender. In sein Büro im Nationalen Gesundheitsinstitut würde er nur gehen, wenn er dort allein wäre, fügte er hinzu.
Zudem werde er sich täglich auf das Coronavirus testen lassen. Am Freitag sei sein Test noch negativ ausgefallen, so Fauci. Sollte er im Weißen Haus gebraucht werden, werde er selbstverständlich alle Vorsichtsmaßnahmen einhalten. Neben Fauci befinden sich auch der Direktor der Gesundheitsbehörde CDC, Robert Redfield, und der Leiter der US-Zulassungsbehörde FDA, Stephen Hahn, in Selbstisolation.
Kritik von Obama
Der frühere US-Präsident Obama hatte laut Medienberichten von Samstag die Reaktion der USA auf die Ausbreitung des Coronavirus scharf kritisiert. In privaten Telefongesprächen mit ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Weißen Haus bezeichnete Obama die US-Antwort auf die Krise als „absolut chaotisches Desaster“.
Die Kommentare, die laut CNN von drei ehemaligen Mitarbeiterinnen bzw. Mitarbeitern der Obama-Regierung bestätigt wurden, sind die bisher schärfsten des ehemaligen Präsidenten über seinen Nachfolger Trump. Zuerst berichtete die US-Nachrichtenplattform Yahoo News über das Telefongespräch. Ein Sprecher von Obama wollte die getätigten Aussagen nicht weiter kommentieren.
Die Sprecherin des Weißen Hauses, McEnany, reagierte: „Die Reaktion von Präsident Trump auf das Coronavirus war beispiellos und hat den Amerikanern das Leben gerettet.“ Obama unterstützt im Präsidentschaftswahlkampf den demokratischen Kandidaten Joe Biden. Biden, der unter Obama Vizepräsident der USA war, tritt im Herbst gegen Trump an.
jkla, ORF.at/Agenturen