Spätestens seit der Pandemie sind die E-Scooter von Wiens Straßen nicht mehr wegzudenken. Der Boom bringt aber große Probleme mit sich. „Viele E-Scooter kennen die Verkehrsregeln nicht. Sie wissen nicht, dass sie die Gehsteige nicht nutzen dürfen“, erklärte Forschungsleiter Klaus Robatsch im Kuratorium für Verkehrssicherheit (KfV). E-Scooter dürfen demnach nur auf Radwegen und Straßen mit einer Maximalgeschwindigkeit von 25 km/h unterwegs sein. Zudem gilt ein maximaler Alkoholwert von 0,8 Promille.
Bis zu 102 km/h gemessen
In der Praxis sieht dies aber oft anders aus. „Wir haben Geschwindigkeiten von bis zu 102 km/h gemessen“, sagte Gabriel Berkes, Leiter der Fahrraddienstes der Wiener Polizei. Die Exekutive setzt neben fixen Kontrollen wie etwa auf der Mariahilfer Straße oder in der Innenstadt vor allem auf Schwerpunktaktionen.
2021 wurden dabei 1.283 Lenker angezeigt, die meisten Delikte waren Geschwindigkeitsübertretungen und Fahren bei Rotlicht, es wurden aber auch immer wieder Alko- und Drogenlenker aus dem Verkehr gezogen. Was vielen dabei nicht bewusst ist: Schwere Verstöße können bis hin zum Verlust des Führerscheins führen.
Nur elf Prozent tragen Helm
Auch die Unfallbilanz steigt: Gab es im ganzen Jahr 2021 159 Unfälle mit einer E-Scooter-Beteiligung, so waren es heuer alleine von Jänner bis Juli schon 169. Gleichzeitig sind die Schutzmaßnahmen denkbar gering. So tragen etwa inzwischen 38 Prozent der Fahrradfahrer einen Helm, bei den E-Scooter-Lenkern sind es hingegen nur elf Prozent, wie Othmar Thann, Leiter des KfV erläuterte. Da der E-Scooter keinerlei Schutz bietet, entspricht ein Unfall bei 25 km/h in etwa einem Sprung von 2,5 Metern kopfüber. Thann urgierte daher dringend für eine Helmpflicht. „Die Verletzungsfolgen sind sehr hoch“, so Thann.
Aber auch das Radwegnetz müsste dringend verbessert werden. „Die Radinfrastruktur ist viel zu schlecht und zu schmal“, kritisierte Robatsch. Hier müsste sowohl die Qualität als auch die Quantität erhöht werden.
(ORF.at/Agenturen)