Der blaue U-Bahn-Würfel ist ein Wiener Original und wurde vor mehr als 50 Jahren von der Architektengruppe U-Bahn (AGU) entworfen, konkret vom Grafiker Tino Erben. „Dieser Würfel taucht zum ersten Mal im Jahr 1971 auf – und zwar in der berühmten Silbermappe“, erzählt Architekt Xaver Marschalek. „Die berühmte Silbermappe war ein Konglomerat aus vielen Zeichnungen, die die architektonische Gestaltung der U-Bahn betreffen, aber auch des Leitsystems. Das hat man damals der Stadt präsentiert und das meiste davon ist ausgeführt worden.“
Würfel für Weg und Zeit
Die Architekten suchten für das Leitsystem eine Form, die von allen Seiten gut zu betrachten ist, ins Stadtbild passt und sich auch an prominenten Standorten wie dem Stephansplatz gut einfügt, erzählt Marschalek: „Und seit Beginn des 20. Jahrhunderts prägt das Wiener Stadtbild auch die Wiener Würfeluhr. Die ist ähnlich groß, ist ein Oktogon im Verschnitt zu einem Würfel. Und an das hat man sich angelehnt, weil man der Meinung war, dass das Stadtmobiliar formal nicht all zu weit auseinander liegen sollte.“
Es gab immer wieder leichte Adaptierungen. Übrig blieb ein 80x80x80-Zentimeter großer Würfel, der sich mit blauer Farbe von Ampeln abhebt. Der Buchstabe U befindet sich in einem Kreis bzw. Tunnel. „Ich glaub, jede Wienerin und jeder Wiener hat diesen Würfel schon so richtig inhaliert.“
Für Wiener-Linien-Sprecher Daniel Amann ist das Entscheidende, „dass sich natürlich alle Fahrgäste gut auskennen und auch genau wissen, wo sie die nächste U-Bahn-Station finden.“ Besonders für Touristinnen und Touristen sei das wichtig. Ein gutes Leitsystem sollte ohne viel Nachdenkens verstanden werden. Der innen beleuchtete Würfel müsse aber auch in der Nacht als Erkennungszeichen funktionieren. Amann: „Es gibt auch die Nacht-U-Bahn, deshalb muss auch da klar ersichtlich sein, wo die Stationen sind.“
Würfellager in Erdberg
306 Würfel sind in Wien aktuell im Außeneinsatz – und dort dem Wetter, manchmal auch Vandalismus ausgesetzt. In einem Lager in Erdberg stehen den Wiener Linien allerdings genug Ersatzwürfel zur Verfügung. „Grundsätzlich werden diese Würfel von einem Wiener Unternehmen gefertigt und geliefert, dann von uns lackiert und beklebt“, so Amann. „Sie bestehen aus Einzelelementen, die man auch leicht nachkleben kann, das heißt, auch wenn einmal ein Würfel beschädigt wird, kann man einzelne Elemente gut austauschen.“
Kleidung und Spielzeug für Fans
„Jede Wienerin und jeder Wiener kennt diesen U-Bahn-Würfel von klein auf“, ist Amann überzeugt. Deshalb bietet das Verkehrsunternehmen auch Merchandising-Artikel dazu im eigenen Shop an. U-Bahn-Würfel für die Holzeisenbahn gibt es genauso wie Plüschrasseln für Babys. Auch abseits der Wiener Linien werden T-Shirts mit dem berühmten blauen Würfel verkauft. Die Entscheidung dürfte feststehen: Die Würfel, die gefallen.
(ORF.at (Florian Kobler)/Foto: gettyimages)