Härtefallfonds: Tausende warten auf ihr Geld

Chaos beim Härtefallfonds: Die Auszahlung verzögert sich. Das trifft alleine in Wien viele Tausend Selbstständige und Kleinunternehmer.

Leben von null Cent – und das seit mehr als einem Monat. Viele kleine Selbstständige können ein Lied davon singen. Ihnen geht es schlechter als Beziehern der Mindestsicherung. Denn die bekommen zumindest irgendetwas. Die Regierung hat den Menschen Geld versprochen. Doch das kam noch nicht, und niemand weiß, wann es kommt.

Wochenlang Stillstand wegen Richtlinien-Änderung

Beim sogenannten Härtefonds 2 herrscht nämlich Chaos. Die Förderrichtlinien wurden geändert. Deshalb kann die Wirtschaftskammer erst seit Montag die ersten Anträge (meist schon vor Wochen eingereicht) abarbeiten. Und das dauert.

Anders als beim Härtefonds 1 müssen jetzt alle Daten mit dem Finanzamt abgeglichen werden. „Das kann pro Betrieb Tage dauern“, erklärt Ulrike Sangeorzan-Sporer von der Corona-Servicestelle der Wirtschaftskammer. Die Expertin schätzt, dass 70 Prozent der Anträge in Wien noch nicht bearbeitet sind. Wann die Betroffenen ihr Geld erhalten, kann sie nicht sagen. „Wir arbeiten auf Hochtouren“, so Sangeorzan-Sporer.

„Muss mir sogar von Gästen Geld leihen“

Das ist für alle Betroffenen hart. Kleine Wirte, die am 15. Mai aufsperren wollen, trifft das besonders. Manche haben nicht einmal das Geld, um Waren einzukaufen. Wie Susanne Ruso: Die Frau Mitte 50 betreibt das Café Ini in Floridsdorf, ein typisches Vorstadtbeisl. „Ich muss mir sogar von Stammkunden Geld leihen, damit ich öffnen kann. Manche haben 100 Euro gegeben“, erzählt die Wirtin.

Privat ist sie auf die Unterstützung ihrer Lebensgefährtin angewiesen. „Ich habe seit Ende März keinen einzigen Cent erhalten“, so Ruso. Die Freiheitliche Wirtschaft unter Gastro-Chef Dietmar Schwingenschrot spendet ihr 500 Euro, damit sie ihr Kaffee- und Bierlager auffüllen kann. Und es endlich weitergehen kann.

Ruso ist auch klar: Geht ihr Café pleite, landet sie in der Mindestsicherung. Eine Anstellung bekommt die Wienerin in ihrem Alter nicht mehr. Und keine Bank der Welt gibt ihr einen Kredit für einen neuen Betrieb. Kein Einzelfall. Wie Frau Ruso geht es vielen kleinen Beislbetreibern. Ihre Zukunft ist ungewiss.

Alex Schönherr, Kronen Zeitung/krone.at

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