Nächtigung unter Vorkrisenniveau
Bei den Nächtigungszahlen ist man aber noch immer unter dem Vorkrisenniveau, was man heuer auch nicht mehr aufholen werde, so Spreitzhofer. Eine deutliche Steigerung gebe es bei den Urlaubern aus dem Inland, die aber das Minus bei den ausländischen Gästen nicht wettmachen könne. „Die Buchungslage ist insgesamt sehr gut gewesen, vor allem der Juli war sehr gut“, so der Hotellerie-Obmann. Etwas sorgenvoll blicke man auf die Zeit nach dem Sommer. Für den Herbst seien die Buchungszahlen „etwas verhalten“, für den Winter „sehr verhalten“. Man hoffe nun auf kurzfristige Buchungen, sagt Spreitzhofer.
Allgemein würden Gäste immer kurzfristiger buchen, gab eine ganz große Mehrheit der befragten Hotelleriebetriebe als zentrale Veränderung beim Gästeverhalten an. Weiters würde man in der Branche beobachten, dass die Kunden preissensibler werden, weniger lang bleiben (dafür aber öfter kommen) und stärker auf die Stornobedingenungen achten. „Wenn man kostenlos stornieren kann, wird eher gebucht“, so Spreitzhofer.
Gastronomie eher gedämpft
In der Gastronomie ist die Stimmung laut Umfrage gedämpfter, erklärte Mario Pulker, Gastronomie-Obmann bei der WKÖ. Besonders im ländlichen Raum würden Gastro-Betriebe deutliche Umsatzrückgänge verzeichnen. „Zwei Drittel der Gastwirte gehen davon aus, dass der Sommer ein guter wird“, so Pulker. In etwa ein Drittel verzeichne aber auch ein schlechteres Geschäft als im Vorjahr. Die Inflation betreffe die Gastronomiebetriebe genauso wie die Haushalte. Zudem würden rund 70 Prozent der Gaststätten eine Tendenz zum Sparen bei ihren Gästen beobachten. Hier hätten gehobene Lokale in Städten und in den Tourismusregionen weniger Probleme als die Gastro am Land, so der Branchen-Obmann.
Die Teuerung stelle die Hotellerie- und Gastronomiebetriebe vor große Herausforderungen. „Wir können noch keine Preise für die kommende Saison bestimmen, weil wir auch nicht wirklich wissen, wie die Preisentwicklung dann wirklich weiter voranschreitet“, sagte Spreitzhofer. Viele Unternehmen würde aber bereits in Energiesparmaßnahmen investieren, habe die Umfrage ergeben. Hilfe erwartet man sich weiter auch von der öffentlichen Hand. „Wir brauchen die Unterstützung des Staates“, fordert der Hotellerie-Obmann. „Bei der Strompreisdeckelung verlangen wir, dass das auch für uns als Betriebe gewährleistet wird und nicht nur für Haushalte.“ Als Beispiel nennt Spreitzhofer Thermenhotels, die sehr energieintensiv wären. Hier bräuchte es schnellstens die Möglichkeit einen Zuschuss zu beantragen.
Ein weiterer Themenschwerpunkt beim Pressegespräch war der Fachkräftemangel. Pulker bezifferte den Bedarf für beide Branchen mit 30.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die fehlen. Es sei aber falsch zu sagen, dass die Branche bei den Beschäftigten unbeliebt sei, so Spreitzhofer. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben ein stärkeres Bedürfnis nach Freizeitansprüchen, nach Flexibilität bei den Arbeitszeiten, und dem müssen wir natürlich gerecht werden.“ Immer mehr Beschäftigte würden zudem gerne Teilzeit arbeiten und es kämen weniger Menschen aus dem Ausland, werde in der Branche beobachtet.
Sorge wegen Mitarbeitermangel
Der Mitarbeitermangel führe bei 43 Prozent der Betriebe zu zusätzlichen Sperrtagen, sagte Pulker. Besonders in der Küche sei der Bedarf sehr groß: Rund drei Viertel des offenen Stellens in der Gastronomie entfielen auf den Küchenbereich. Der Gastronomie-Obmann sieht auch hier die Politik gefordert. So müsse das Einstellen von Aushilfskräften vereinfacht werden, auch brauche es mehr Kinderbetreuungseinrichtungen. Außerdem fordert er mehr Aufenthaltstitel für Lehrlinge aus Drittstaaten. „Leute, die sich bei uns integrieren, hier arbeiten dann im dritten Lehrjahr abzuschieben, das gefällt uns nicht in der Branche“, so Pulker.
Weiters müsse die Mobilität der Menschen erhöht werden, sprich es soll weniger attraktiv werden, einen Job abzulehnen, weil er weiter weg vom Wohnort liegt. Zudem brauche es ein degressives Arbeitslosengeld, damit sich das Arbeitengehen auszahle, so Pulker, der auch eine Abschaffung der Zuverdienstmöglichkeiten für Arbeitslose fordert. Auch die Dauerforderung nach einer Senkung der Lohnnebenkosten wurde wiederholt. Viele Betriebe würden sich dann noch eine steuerliche Erleichterung für Betriebsübergaben wünschen, geht es aus der Umfrage hervor.
Für die Studie im Auftrag der WKÖ befragte das Market Institut 587 Betriebe (290 Gastronomie, 297 Hotellerie) im Zeitraum vom 19. bis 27. Juli.
(WienerZeitung.at/Agenturen)