In Großstädten wird weniger Blut gespendet

In Wien gehen im Vergleich zum Rest des Landes weniger Menschen zur Blutspende. In anderen Ländern sind ebenfalls die Größstädte die nationalen Spendenmuffel. Die Gründe dafür liegen in der Psychologie der Stadt.

Im vergangenen Jahr gingen 3,56 Prozent der österreichischen Bevölkerung im spendenfähigen Alter Blutspenden. In Wien waren es nur 1,4 Prozent. Die Beobachtung, dass in Großstädten weniger Blutaufbringung möglich ist als im ländlichen Bereich, lässt sich weltweit machen.

Simon Gänsdorfer von der Blutspendezentrale des Roten Kreuzes nennt als möglichen Grund die Anonymität der Großstadt: „Durch dieses Anonymitätsgefühl denkt man, dass es auf meine Spende eh nicht so ankommt.“ Das sei auf dem Land anders: „Dort ist die Blutspende oft als soziales Event im Rahmen eines Feuerwehrfests oder Kirtags eingebunden, wo man gemeinsam Blutspenden geht.“

Finanzieller Anreiz riskant

Eine finanzielle Zeitaufwandsentschädigung wie beim Plasmaspenden gäbe es beim Blutspenden aus mehreren Gründen nicht, so Gänsdorfer. Erstens, weil das Blutspenden viel schneller gehe als das Plasmaspenden; zweitens, weil das Rote Kreuz im Gegensatz zur Plasmaindustrie eine Non-Profit-Organisation sei; und drittens, weil ein finanzieller Anreiz zu unzuverlässigen Angaben seitens der Spendenden führen könnte.

Diese müssen nämlich vor jeder Blutspende einen Gesundheitsfragebogen ausfüllen. „Studien zeigen, dass die Angaben verlässlicher sind, wenn kein finanzieller Anreiz für eine Spende besteht“, sagt Gänsdorfer. „Und darum geht es ja – dass das gewonnene Blut auch sicher ist.“ Zwar werde jede Spende auf über Blut übertragbare Infektionskrankheiten getestet, der Fragebogen sei jedoch trotzdem erforderlich, weil die Ergebnisse erst nach einem diagnostischen Zeitfenster aussagekräftig seien, heißt es in einer Presseaussendung des Roten Kreuzes.

Blutspendenovelle gegen Diskriminierung

Dieser auszufüllende, bundesweit einheitliche Fragebogen ist aktualisiert worden, denn am Donnerstag tritt die Blutspendenovelle gegen Diskriminierung in Kraft. Damit spielen etwa nicht mehr wie bisher Geschlecht und sexuelle Orientierung von Spendenden eine Rolle, sondern das individuelle Sexualverhalten. Hatte man beispielsweise innerhalb der vergangenen drei Monate mehr als drei Sexualpartner, darf man ebenso lang kein Blut spenden.

5.000 Erstspenderinnen und Erstspender

Im vergangenen Jahr wuchs die Spendenbereitschaft im Großraum Wien. Es habe mit 5.000 Erstspenderinnen und Erstspendern in Wien, Niederösterreich und dem Burgendland um 50 Prozent mehr als im Jahr 2020 gegeben, so Gänsdorfer. Vor sechs Wochen hatte es in Wien einen Mangel an Spenden gegeben, nun ist der Lagerstand wieder stabil. Weil eine Blutkonserve nur 42 Tage lang haltbar ist, muss konstant gespendet werden.

In ganz Österreich wurden vergangenes Jahr 340.000 Konserven von rund 220.000 Personen gewonnen. Das Rote Kreuz gilt als Arzneimittel herstellender Betrieb, wo demnach die Blutspenderverordnung einzuhalten ist. Bei Männern liegt die maximal erlaubte Entnahmehäufigkeit bei sechsmal im Jahr, mit einem Mindestabstand von acht Wochen. Bei Frauen sind es maximal vier oder fünf jährliche Spenden, abhängig von der Menopause.

(ORF.at/Agenturen)

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