Jahr der Schiene – Situation der Lehrlinge

Das Meinungsforschungsinstitut IFES hat im Auftrag der Arbeiterkammer Wien Lehrlinge der Österreichischen Bundesbahnen zur Zufriedenheit mit ihren Ausbildner/innen befragt.

Über die Ergebnisse und die draus zu ziehenden Schlüsse diskutierten im Rahmen einer Online-Veranstaltung am 3. November AK Präsidentin Renate Anderl, Olivia Janisch, Betriebsrätin ÖBB Infrastruktur, Samuel Weissinger, Vorsitzender des ÖBB Jugendvertrauensrates und Günter Hell, Leiter Geschäftsbereich Bildungszentrum Eisenbahn und Lehrlingswesen bei der ÖBB-Infrastruktur AG.

„Ich finde es sehr gut, dass man sich bei den ÖBB mit den Ergebnissen dieser Befragung auseinandersetzt“, merkte AK Präsidentin Renate Anderl eingangs an. „Das zeigt, dass man hier wirklich Interesse daran hat, den jungen Menschen eine fachlich gute Ausbildung zukommen zu lassen, bei der auch das Rundherum passt.“ Anderl ging weiters auf die Bedeutung ein, die man der Lehrlingsausbildung generell zukommen lassen müsste: „Die Lehre muss generell mit jeder höheren Schule gleichgestellt sein – bei den ÖBB gibt man der Lehre den richtigen Stellenwert.“ Mit den Bemühungen der ÖBB um weibliche Lehrlinge sei das Unternehmen Vorbild für viele andere Firmen. „Wir diskutieren seit Jahrzehnten darüber, wie man junge Frauen für technische Berufe interessieren kann. Tatsächlich muss man damit bereits im Kindergarten anfangen, das ist die erste Bildungseinrichtung.“ Die Zeit von Bauecken für Buben und Puppenecken für Mädchen müsse endgültig vorbei sein.

Olivia Janisch, stellvertretende Vorsitzende der Gewerkschaft vida und ÖBB-Konzernbetriebsrätin sprach sich angesichts der Studienergebnisse bei der Veranstaltung für eine Verbesserung des Betreuungsverhältnisses zwischen AusbilderInnen und Lehrlingen aus: „Derzeit trägt eine Ausbildungskraft für 15 Lehrlinge die Verantwortung. Das ist bereits der gesetzliche Höchstbetreuungsschlüssel laut Berufsausbildungsgesetz. Um bestmögliche Ausbildungsqualität sicherzustellen, ist ein Betreuungsschlüssel von mindestens 1:10 notwendig, da die Anforderungen sowohl an die AusbilderInnen als auch an die Lehrlinge permanent steigen. Und das ist auch gut so, weil mit steigenden Ansprüchen durch die zunehmende Digitalisierung und technischen Innovationen auch die hohe Qualität der Lehrlingsausbildung weiter garantiert und noch einmal erhöht werden kann.“ Um konkurrenzfähig zu bleiben und die dringend benötigten Lehrlinge als Fachkräfte der Zukunft zu gewinnen, müssen auch die Lehrlingseinkommen mitwachsen. Dasselbe gelte selbstverständlich auch für das Einkommensschema der AusbilderInnen, fügte Janisch hinzu.

Samuel Weissinger, Vorsitzender der ÖBB-Konzernjugendvertretung, sagte, dass auch die Intensivierung der Ausbildung der AusbilderInnen insbesondere auf pädagogisch-didaktischer sowie sozialer Ebene ein zukünftiger Garant für die Qualität der ÖBB-Lehrausbildung sei. „AusbilderInnen sollten in Zukunft mehr Zeit für die Lehrlinge an sich zur Verfügung haben“, so Weissinger. Dafür ist es notwendig, dass sie mehr von ihren nicht unbeträchtlichen Verwaltungsaufgabe entlastet werden, um dafür beispielsweise mehr Zeit in die wichtige Vorbereitung der Lehrlinge auf ihre Abschlussprüfung investieren zu können. „Die Lehre muss schließlich mehr sein als nur das sich reine Aneignen von technischen oder kaufmännischen Fähigkeiten. Junge Menschen müssen im Rahmen ihre Ausbildung auch die Möglichkeit haben, soziale Fähigkeiten zu erlernen. Sie müssen in einem gesunden und angenehmen Arbeitsklima Erfahrungen sammeln können, was Kollegialität und Miteinander bedeuten können“, bekräftigt der ÖBB-Konzernjugendvertretungsvorsitzende.

Günter Hell, Leiter Geschäftsbereich Bildungszentrum Eisenbahn und Lehrlingswesen bei der ÖBB-Infrastruktur AG, erklärte zur Lehrlingsausbildung bei den ÖBB und der AK-Studie: „Als ÖBB sind wir mit über 2.000 Lehrlingen und 27 unterschiedlichen Lehrberufen einer der größten Lehrbetriebe in Österreich. Bei den Technikberufen sind wir sogar die klare Nummer eins und bilden uns die dringend benötigten Fachkräfte der Zukunft selbst aus. Die Lehre bei uns ist mehrfach staatlich ausgezeichnet und hat Top-Qualität. Um diesen hohen Standard zu halten, arbeiten wir ständig daran, uns weiterzuentwickeln und zu verbessern. Dafür ist auch die vorliegende AK-Studie ein wertvoller Beitrag. Besonders freut es uns, dass eine große Mehrheit der befragten Lehrlinge, nämlich über 80%, die Kommunikation mit den Ausbilder:innen als respektvoll und auf Augenhöhe beschreibt. Speziell unter unseren weiblichen Lehrlingen ist die Zufriedenheit hoch und das bestätigt unsere Bemühungen in diesem Bereich.“

 

 

(AK Wien/dunav.at)

Umfrageergebnisse: Ausbildner einfühlsam, Feilen unbeliebt

Von Mitte Jänner bis Mitte März 2021 hat IFES 495 Lehrlingen bei den ÖBB befragt, konkret ging es um die Situation der Lehrlinge und ihr Verhältnis zu den Ausbildner/innen. Besonders zufrieden sind die Lehrlinge mit ihren Ausbildner/innen vor allem wenn es um die Vermittlung von Inhalten oder technische Fragestellungen geht. Das Einfühlungsvermögen der Ausbildner/innen gegenüber den Lehrlingen bei persönlichen Ereignissen wurde durchwegs gut bewertet, allerdings mit Verbesserungspotential nach oben. Großen Anklang bei den Lehrlingen finden wiederum Aktivitäten rund um die Ausbildung wie sportliche und andere Freizeitangebote.

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