„Kaufhaus Österreich“ schließt Pforten

Das unter der früheren Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) lancierte Pannenprojekt „Kaufhaus Österreich“ wird beendet. Ursprünglich handelte es sich dabei um ein gescheitertes Onlinehändlerverzeichnis, das heimischen Unternehmen in der Pandemie Geschäfte bringen sollte. Dann wurde die Seite ob ihres Flops in eine Infoplattform für Händler umgemodelt. Unterdessen entwickelte sich auch ein Streit über die Kosten.

Das nun zuständige Digitalstaatssekretariat gab die Gesamtkosten gegenüber der APA mit 946.068,54 Euro an. Dass der frühere Generalsekretär des Wirtschaftsministeriums, Michael Esterl, die Kosten erst vor wenigen Tagen im ÖVP-U-Ausschuss mit 1,2 Mio. Euro bezifferte, könne man ebenso „nicht nachvollziehen“ wie die 1,8 Mio. Euro, von denen die SPÖ spricht, hieß es auf Nachfrage aus dem Büro des zuständigen Digitalstaatssekretär Florian Tursky (ÖVP).

Die Plattform schließt mit 1. Juli. Das Projekt habe den eigentlichen Nutzen nicht erfüllt, heißt es. Die letzten Instandhaltungskosten von knapp 2.200 Euro im Monat (26.235,40 Euro pro Jahr) werden dem Steuerzahler künftig erspart.

Kocher: Kostenaufwand gestoppt

Das digitale heimische „Kaufhaus“ sollte unbedingt vor Weihnachten 2020 in Betrieb gehen. So sollte ein Ausfall des Weihnachtsgeschäfts für kleine Handelsunternehmen ohne Erfahrung im E-Commerce in Zeiten von CoV-Lockdowns abgefedert werden. Nur funktionierte das nicht, wie die nun zuständigen Politiker und Politikerinnen eingestehen.

„Das ‚Kaufhaus Österreich‘ war ein Projekt, das zwar einer sehr guten Intention folgte, sich aber aus Kosten-Nutzen-Sicht als nicht wirklich zielführend herausgestellt hat“, so ÖVP-Wirtschafts- und -Arbeitsminister Martin Kocher. Wegen der weiterlaufenden Kosten und weil „die angepeilten Ziele nicht erreicht werden“, gehöre der Kostenaufwand für den Steuerzahler gestoppt.
„Die Vergangenheit hat gezeigt, dass ein ‚Kaufhaus Österreich‘ nicht notwendig ist“, so Tursky. Das Ziel, sich unabhängiger von globalen Handelsplattformen zu machen, sei richtig. Diese Unabhängigkeit könne aber nicht erzwungen und müsse im europäischen Kontext gesehen werden.

Schramböck verteidigt Projekt

Schramböck hatte das Projekt mit Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer (ÖVP) ursprünglich als eine Art österreichische Antwort auf Onlineriesen wie Amazon präsentiert. Kritik an den Kosten wies sie damals zurück, selbst kritisierte sie aber das „Twitter-Tribunal“ wegen des vielen Spotts für die Plattform, wo man als Kunde oft ganz andere Dinge fand als das, wonach man suchte. Es sei nur die
Suchfunktion nicht gut gestaltet gewesen, so die Ex-Politikerin.

Programmiert worden war die Seite vom staatlichen Bundesrechenzentrum. „Wichtig ist gewesen, die Diskussion über die Notwendigkeit von E-Commerce für unsere Händler in Gang zu setzen“, hatte Schramböck versucht zu argumentieren.

Wirtschaftskammer zog sich zurück

Eigentlich sollte – organisiert von Wirtschaftskammer (WKO) und Ministerium – eine Onlineeinkaufsplattform entstehen. Die gefloppte Shopsuchfunktion wurde nach zwei Monaten eingestellt. Die staatliche Austria Wirtschaftsservice (aws) übernahm dann im Auftrag des Wirtschaftsministeriums den Betrieb der Website als Händlerplattform, wo etwa Förderungen vergeben wurden und bei der Digitalisierung beraten werden sollte.

Die Wirtschaftskammer zog sich aus dem Projekt zurück. Bestehende nützliche Inhalte werden laut Ministerium nun gesichert und auf andere Plattformen transferiert. Diese kommen auf das Unternehmensserviceportal.

(ORF)

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