Die Österreichische Volkspartei (ÖVP) und die Sozialdemokratische Partei Österreichs (SPÖ) wollen eine pauschale Bemessungsgrundlage von 95 Euro monatlich für Beschäftigte in der Gastronomie einführen, die regelmäßig hohe Trinkgelder erhalten.
Diese Pauschale soll zur Berechnung der Sozialversicherungsbeiträge herangezogen werden – bei einem Beitragssatz von 18 Prozent wären das rund 17 Euro monatlich. Für Teilzeitkräfte soll eine reduzierte Pauschale von 50 Prozent gelten.
Doch wie viel verdienen Kellnerinnen und Kellner in Österreich tatsächlich durch Trinkgeld?
„Die Trinkgeldeinnahmen bewegen sich hierzulande zwischen 500 und 4.000 Euro pro Monat“, erklärte ein Branchenkenner mit langjähriger Erfahrung in der Gastronomie, der heute als Berater tätig ist, gegenüber österreichischen Medien. Dies berichtet das Magazin Fenix, unter Berufung auf die Zeitung Kurir.
Um jedoch bis zu 4.000 Euro monatlich zu erreichen, müsse man großen Einsatz zeigen und „mindestens 40 Stunden pro Woche arbeiten“, so der Experte.
Entscheidend sei zudem, ob man in einem gut frequentierten Betrieb oder in einem ruhigeren Café arbeite. Auch die Höhe der Trinkgelder habe sich in den letzten Jahren verändert:
„Die klassischen zehn Prozent sind längst nicht mehr Standard. Heute geben viele Gäste meist nur noch sechs bis acht Prozent“, sagt der Fachmann. Die wirtschaftliche Lage spiegle sich deutlich im Konsumverhalten wider.
Ein weiterer Faktor: Immer mehr Menschen zahlen mit Karte – dabei fällt das Trinkgeld oft geringer aus als bei Barzahlungen.
„Viele Kellnerinnen und Kellner sind Studierende oder junge Menschen in ihren Zwanzigern. Sie können sich zusätzliche Abgaben schlicht nicht leisten – sie brauchen das Geld sofort“, so seine Einschätzung.
Trinkgelder seien eine freiwillige Gabe, betont er – und sollten daher steuerfrei bleiben.
„Sie sollten nicht dafür verwendet werden, ein Loch von 900 Millionen Euro in der Sozialversicherung zu stopfen. Dieses Geld gehört den Kellnerinnen und Kellnern – ihr Beruf ist hart genug“, so seine klare Meinung.
Die Sozialpartner sehen das anders: Sie argumentieren, dass eine Beitragspflicht langfristig zu höheren Pensionen und besseren Leistungen bei Arbeitslosigkeit führen würde.
Manche Stimmen fordern statt einer Trinkgeldsteuer eine Anhebung der kollektivvertraglich geregelten Mindestlöhne im Gastgewerbe.
Innerhalb der Regierung sind sich ÖVP und SPÖ über die Einführung der Pauschalregelung einig – die NEOS hingegen sprechen sich weiterhin deutlich dagegen aus, berichten deutsche Medien.