Kostenlose Toiletten: Stadt Wien will Gastronomiebetriebe unterstützen

Die neue Stadtregierung aus SPÖ und NEOS setzt in ihrem Koalitionsprogramm auch auf eine verbesserte Toiletteninfrastruktur.

Geplant ist eine enge Zusammenarbeit mit Gastronomiebetrieben: Lokale sollen künftig finanzielle Unterstützung erhalten, wenn sie ihre Toiletten der Öffentlichkeit kostenlos zur Verfügung stellen.

Ein Pilotprojekt gibt es bereits im 8. Wiener Gemeindebezirk: Da es am Bennoplatz keine öffentliche Toilette gibt, kooperiert die Stadt mit dem Gasthaus Prinz Ferdinand. Der Betreiber erhält dafür 2.000 Euro netto pro Jahr – im Gegenzug können Passantinnen und Passanten die WC-Anlagen kostenlos nutzen.

Ein Schild am Bennoplatz macht auf das Angebot aufmerksam. „Einige Menschen wollen ein paar Euro dalassen, aber das erlauben wir natürlich nicht. Jeder ist willkommen, einfach hereinzukommen“, erklärt Josip Barnjak vom Gasthaus Prinz Ferdinand.

„Nette Toilette“ soll ausgeweitet werden

Das Modell trägt den Namen „Nette Toilette“ und soll künftig auf weitere Stadtteile ausgeweitet werden – insbesondere auf jene, in denen es keine oder nur wenige öffentliche WC-Anlagen gibt. In der Stadt Salzburg ist ein solches Konzept bereits etabliert.

In Wien stößt die Idee jedoch auch auf Kritik – insbesondere, wenn es um stark frequentierte Orte wie den Donaukanal geht. Gastronomievertreter wie Peter Dobcak äußern Bedenken: „Ein Betrieb an einem Hotspot wie dem Schwedenplatz kann das kaum leisten, wenn keine öffentlichen Toiletten vorhanden sind. In den äußeren Bezirken, wo weniger los ist, ist es hingegen üblich, dass freundlich nachfragende Personen das WC benutzen dürfen. Wenn das nur ein paar Mal am Tag passiert, ist das kein Problem.“

Die Stadt hält dennoch an dem Modell fest. Von der zuständigen MA 48 heißt es: „Gerade in dicht verbauten Gebieten ist es sehr schwierig, neue WC-Anlagen zu errichten – entweder fehlt der Platz oder die notwendige Infrastruktur wie Leitungen.“

Neue Toilettenanlage am Karlsplatz

Derzeit gibt es in Wien 163 stationäre öffentliche Toilettenanlagen. Die Mehrheit ist kostenfrei nutzbar. Nur besonders stark frequentierte Anlagen – wie jene am Rathausplatz – werden betreut und sind während dieser Zeiten kostenpflichtig. Dabei handelt es sich um 27 Standorte. Laut Regierungsprogramm soll künftig geprüft werden, ob alle öffentlichen Toiletten in Wien kostenfrei nutzbar gemacht werden können – unabhängig davon, ob es sich um Pissoirs oder Einzelkabinen handelt.

Ein prominentes Beispiel für fehlende Toiletten ist der Resselpark vor der Karlskirche. Auch dort schafft die Stadt Abhilfe: Derzeit entsteht eine gemauerte Toilettenanlage nahe dem Spielplatz, die künftig für Erleichterung sorgen soll.

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