Kritik an mangelnder Versorgung von PAIS-Betroffenen: Patient*innenanwälte fordern dringende Maßnahmen

Die Patientenanwaltschaften in Österreich schlagen Alarm: Menschen, die an PAIS (Post-Akutem Infektionssyndrom), insbesondere an Long-Covid oder ME/CFS erkrankt sind, erhalten weiterhin keine adäquate medizinische und soziale Unterstützung.

Die Missstände betreffen nicht nur die fehlende Versorgung, sondern auch die mangelnde Anerkennung der Erkrankung und die finanzielle Absicherung der Betroffenen.

Dr.in Michaela Wlattnig, Sprecherin der österreichischen Patientenanwaltschaften, betont:
„Es fehlen die medizinische Versorgung, finanzielle Absicherung und Anerkennung der Erkrankung.“ Sie fordert den raschen Aufbau spezialisierter Anlaufstellen für medizinische und therapeutische Behandlungen im Sinne einer integrierten Versorgung. Ein besonderes Augenmerk müsse dabei auf Leistungen gelegt werden, die auch im häuslichen Umfeld der Betroffenen erbracht und bezahlt werden. „Ebenso ist die soziale Absicherung der Long-Covid-Betroffenen zu fordern: Die Diagnosen ME/CFS und Post/Long-Covid sind in den Begutachtungen zu berücksichtigen und darauf explizit Bezug zu nehmen.“

Auch aus Wien kommt scharfe Kritik. Der Wiener Pflege- und Patientinnenanwalt Dr. Gerhard Jelinek schildert die dramatische Situation vieler Erkrankter:
„Wir haben laufend Beschwerden von verzweifelten Patientinnen, die nicht wissen, wohin sie sich mit ihrer komplexen Erkrankung wenden sollen. Die Long-Covid-Ambulanzen wurden alle geschlossen. Die Versorgung im niedergelassenen Bereich oder in herkömmlichen Spitalsambulanzen ist für diese schwer kranken Patientinnen bei weitem nicht ausreichend.“
Er fordert daher umgehende medizinische Angebote – insbesondere auch für nicht-mobile Patientinnen – anstelle bloßer Planungen für ein zukünftiges Kompetenzzentrum: „Bis zum Aufbau eines Pilotzentrums im Jahr 2027 braucht es sofort spezialisierte medizinische Versorgung – keine weiteren Leitstellen.“

Neben der unzureichenden medizinischen Versorgung kämpfen viele Erkrankte mit fehlender finanzieller Absicherung. Die Begutachtungsverfahren für Pflegegeld oder Berufsunfähigkeitspensionen seien für die Betroffenen oft eine enorme körperliche und psychische Belastung. Viele würden aus Angst vor einer weiteren Verschlechterung ihres Gesundheitszustands gar keinen Antrag mehr stellen.
„Hausbesuche werden noch immer abgelehnt oder erfolgen unangekündigt“, kritisiert Wlattnig. Ein weiteres Problem sei die Haltung der Pensionsversicherungsanstalt (PVA), die in ihren Stellungnahmen immer noch anführt, dass die wissenschaftliche Evidenz zu PAIS, Long-Covid und ME/CFS unzureichend sei. Dementsprechend würden bestehende medizinische Befunde oft nicht in den Entscheidungen berücksichtigt.

Die Patient*innenanwaltschaften fordern daher ein grundlegendes Umdenken in der gesundheitspolitischen und sozialen Behandlung von PAIS-Erkrankten. Es brauche jetzt Taten statt weiterer Verzögerungen – im Sinne jener Menschen, die am meisten unter der gegenwärtigen Versorgungslücke leiden.

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