Seit 2014 verwandeln internationale Künstler*innen im Rahmen des „Calle Libre“ jährlich Wiener Hauswände in bunte Kunstwerke. In seiner 9. Ausgabe geschieht das in Zusammenarbeit von Stadt Wien und ÖBB erstmal in einem festgelegten Areal: dem Nordwestbahnhof.
Der Themenfokus liegt diesmal auf Natur und der Transformation eines ehemaligen Bahnareals in ein lebenswertes, klimagerechtes Stadtviertel mit einer großen grünen Parkfläche als Mittelpunkt.
Augenmerk auf die Klimakrise
Das Thema des Calle Libre Festivals 2022 lautet „Regeneration“. Laut Veranstalter seien in den vergangenen zwei Jahren, aufgrund der globalen Pandemie, Begriffe wie Umweltschutz, ökologische Nachhaltigkeit und Klimawandel in den Hintergrund der öffentlichen Diskussion gerutscht. Daher will das Calle Libre durch künstlerische Interpretation darauf aufmerksam machen, dass diese Themen gesellschaftlich weiterhin von besonderer Bedeutung sein sollten.
„Wir nennen Stadtentwicklungsgebiete vorbildlich, wenn sie auf bereits bebauten Flächen entstehen und damit nicht nur keine weitere Bodenversiegelung verursachen, sondern nachher sogar mehr unversiegelte Flächen aufweisen können als zuvor. Wenn, wie in diesem Fall, in der Zeit dazwischen auch noch Kunst-Festivals stattfinden – kommt das nochmal in eine neue Kategorie von vorbildlich“, freut sich Planungsstadträtin Ulli Sima auf künstlerisches Schaffen, Kulinarik und gute Musik an einem Ort wo später rund 20 000 Menschen klimafreundlich wohnen und arbeiten werden.
„Sichtbarkeit schaffen für Anliegen und Botschaften junger Menschen und alternativer Szenen, das ist seit den Anfängen von Urban und Street Art ihre zentrale Aufgabe“, so Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler. „Ich freue mich daher, dass das „Calle Libre“-Festival, andere – und auch leise – Stimmen sichtbar macht, Begegnungen von Kulturschaffenden, Anrainer*innen und neugierigen Besucher*innen stiftet und zu Erkundungen am Festivalgelände am Nordwestbahnhof anregt. Einen Ort zu beleben, noch bevor dort ein Stadtviertel entsteht, das können nur Kunst und Kultur leisten.“
Bezirksvorsteher Hannes Derfler: „Street Art als Festival am Gelände des Nordwestbahnhofs stellt viele Aspekte der aktuellen Bezirksarbeit in den Fokus.
Die Brigittenau wird zunehmend zu einem Bezirk, in dem sich Kunst- und Kulturschaffende wohlfühlen. Die Planungen für das Stadtentwicklungsgebiet – mit 10 Hektar grüner Mitte samt Gewässer – werden durch die Aktivitäten von Calle Libre einer noch größeren Zahl von Menschen bekannt gemacht.
Mit diesem Festival, das wir als Bezirk großzügig fördern, nehmen die Veranstalter den künftigen Wohlfühlfaktor am ehemaligen Bahnareal vorweg.“
Vom brachliegenden Bahnareal zur Kunstgalerie
Das Stadtentwicklungsprojekt „Nordwestbahnhof- bietet die perfekte Kulisse für dieses Vorhaben. Auf dem etwa 44 Hektar großen Gelände entsteht ab 2025 ein neuer Stadtteil. Der ehemalige Fracht- und Güterbahnhof wird zum lebhaften Ort für Wohnen und Arbeiten, aber auch für Kultur, Bildung, Erholung und Freizeit. Zentrum des neuen Nordwestbahnhofs wird seine Grüne Mitte mit rund 100.000 Quadratmetern Grünfläche. Themen wie Klimaschutz, Kreislaufwirtschaft und Anpassung an den Klimawandel stehen im Mittelpunkt der Stadtentwicklung.
• Neben dem Festivalgelände, kann auch das InfoCenter zum neuen Stadtteil am Nordwestbahnhof besucht werden: Vom 1.8. bis 7.8. von 12:00 Uhr bis 20:00 Uhr
• Reguläre Öffnungszeiten: jeden Donnerstag von 15 bis 19 Uhr (außer an Feiertagen).
Aus Müll mach Kunst
Neben den künstlerischen Wandbemalungen entsteht in diesem Jahr auch eine einzigartige Installation: Der portugiesische Street Artist Bordalo II. kreiert eine überdimensionale 3D-Wandskulptur aus Müll, die an der Stirnseite der Lagerhalle angebracht wird.
Mittels Live Paintings werden von Kunstschaffenden an einer 400 m langen Lagerhalle die eigene Interpretation des Themas Regeneration zum Ausdruck gebracht.
Unterstützung von allen Seiten
Zu Wege gebracht wird das Festival nicht nur von Kunst- und Kulturinitiativen, sondern auch von offizieller Stelle: Das Calle Libre 2022 wird gefördert durch die Stadt Wien sowie die MA21 – Stadtteilplanung und Flächennutzung. Die ÖBB, Eigentümer des Nordwestbahnhof-Geländes, stellen die Flächen und Halle zur Verfügung und unterstützen somit das diesjährige Vorhaben im Rahmen des Stadtentwicklungsprojektes.
MMag. Jakob Kattner, PhD / Vereinsgründer „Calle Libre“: „Ich bin sehr stolz, was wir in den vergangenen Jahren geschafft haben. Als wir das Calle Libre gestartet haben, war vielerorts Kunst im öffentlichen Raum noch als ‚Schmiererei‘ verpönt. Dass wir nun ein derart riesiges Areal mit unserem Festival bespielen dürfen und dabei auch noch Unterstützung von der Stadt bekommen, zeigt einen nachhaltigen gesellschaftlichen Wandel.“
„Früher ein Frachtenbahnhof – heute Schauplatz für ein Festival: Damit schaffen die ÖBB am Nordwestbahnhof Platz für Kultur und öffnen einen Teil des Areals schon während der laufenden Entwicklung. Eine gute Gelegenheit für alle, die schon neugierig sind auf das neue Stadtentwicklungsgebiet.“, so Cornelia Breuß, Leiterin Stab Kommunikation, ÖBB-Infrastruktur AG.
Heimische DJ’s begleiten musikalisch
Außerdem wartet das Festival mit einem umfangreichen Rahmenprogramm auf: Da zum ersten Mal ein großflächiges Areal bespielt wird, bietet das Calle Libre neben geführten Street Art Touren und Workshops auch einen eigenen Skulpturengarten, ein umfassendes Musikprogramm mit heimischen DJ-Kollektiven und dem erfolgreichen Deutschrapper OG Keemo sowie mehrere Foodtrucks und Bars.
Über Calle Libre
Schon seit 2014 stellt das Festival Calle Libre neuartige künstlerische Tendenzen der Bereiche „Urban Art“ und „Street Art“ ins Zentrum einer öffentlichen Diskussion. Das spartenübergreifende Kulturprojekt positioniert sich an der Schnittstelle von bildender Kunst (Street Art, Urban Art, Ausstellung), zeitbezogenen Kunstpraxen (New Media), Interkulturalität (internationale Beteiligungen, Gemeinschaftsarbeiten), kritischer Auseinandersetzung mit dem Begriff öffentlicher Raum (Lectures, Artist Talks) und Partizipation (Workshops, Kunstvermittlung). Als mittlerweile größtes Street Art Festival Mitteleuropas genießt das Calle Libre internationale Reputation als Plattform für kreativen Ausdruck für Künstler*innen aus aller Welt. Im Jahr 2016 wurde das Festival mit dem renommierten Austrian Event Award in der Kategorie Public/Social/Cultural mit Gold ausgezeichnet.
Über das Stadtentwicklungsprojekt „Nordwestbahnhof“
Auf dem Gelände des Nordwestbahnhofs in der Brigittenau entsteht in den kommenden Jahren ein neuer Stadtteil. Das Areal, wird im Endausbau 15.500 Wienerinnen und Wienern ein neues Zuhause bieten und über 4.500 neue Arbeitsplätze beherbergen. Auf einer Gesamtfläche, die so groß wie 60 Fußballfelder ist, entsteht überdies auch neuer, großzügiger Grünraum in der Größe von zehn Hektar. Um dieses Großprojekt der Wiener Stadtteilplanung in bestem Einvernehmen mit den Bürgerinnen und Bürgern umzusetzen, hat die Stadt Wien gemeinsam mit den ÖBB ein Info-Center initiiert, das für die Umsetzungszeit Anlaufstelle für Anrainer*innen, Interessierte und künftige Bewohner*innen ist. Neben einer umfangreichen Ausstellung über das vielseitige Areal und die geplante Bebauung veranschaulicht ein 3 x 3 Meter großes, digital bespieltes Modell des 20. und des 2. Bezirks die Planungen und Entwicklungen.