Landwirtschaft in Wien leidet unter Hitze

Die Hitzetage in Wien vervielfachten sich in den vergangenen 30 Jahren. Heuer gab es bereits fast so viele, wie im ganzen Jahr 2021 – das wurde nun durch eine „brandheiße“ Analyse des ZAMG bekannt. Langanhaltende Hitze und Trockenheit belasten die Wiener Landwirtschaft stark.

17 Tage mit mehr als 30 Grad gab es bis einschließlich 22. Juli heuer bereits. Im kompletten Jahr 2021 gab es allerdings „auch nur“ 21 – der Wert vom vergangenen Jahr wurde heurer also bereits kurz nach der Jahreshälfte erreicht. Das wurde nun durch eine „brandheiße“ Analyse der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) bekannt.

Die Folgen sind bereits spürbar, auch bei den Wiener Bauern: Laut einem Bericht der Fernsehsendung „Wien heute“ belastet die lang anhaltende Hitze und Trockenheit der vergangenen Wochen die Landwirtschaft stark. Rund 650 Betriebe mit Gewächshäusern, Weingärten oder Getreidefeldern gibt es in Wien – dort kommt es nun zu vorzeitigen Ernten oder gar Ernteausfällen.

So können etwa die Paradeiser der Landwirtsfamilie Pannagl auf der Simmeringer Heide nicht mehr mit genügend Wasser und Nährstoffen versorgt werden. „Es entstehen vertrocknete Stellen, die nach einigen Tagen zu faulen beginnen“, erklärt Franz Pannagl in „Wien heute“. Durch die lange Hitzeperiode entstehen Schäden im Ausmaß von mehreren Tonnen unbrauchbaren Gemüses.

Es wird kein Wein sein

Auch beim Wein sorgen die hohen Temperaturen für Stress – nicht nur bei den Pflanzen, sondern auch bei deren Eigentümern. „Dort, wo keine Bewässerung möglich ist, sieht man braune und welke Blätter“, sagt Winzer Norbert Walter aus Strebersdorf in der Fernsehsendung. Die Weinqualität werde deshalb nicht schlechter, beruhigt der Weinbauer – allerdings komme es wegen der Trockenheit zu weniger Saftausbeute, letztlich also zu weniger Wein. Auch müssen die Trauben früher als gewohnt geerntet werden.

Unter der Hitze leidet auch das Getreide des Biobauern Ambros Steindl, „vor allem die Sommerkulturen.“ So stehe es schlimm um Mais, Sommergerste und Sojabohne. Durch hohe Temperaturen und Trockenheit könnten die Pflanzen ihre Früchte nicht ausreifen – Bewässerung ist bei großflächigen Äckern unmöglich.

Tod durch Hitzewelle

Als Gefahr werde Hitze laut ZAMG immer noch unterschätzt: Es sei oft schwierig nachzuweisen, ob etwa ein Tod durch Herz-Kreislaufversagen oder durch eine Hitzewelle verursacht wurde. Zahlreiche Studien belegen aber, dass in Europa deutlich mehr Menschen durch Hitzewellen sterben als durch Stürme, Hochwasser oder andere Wetterextreme. „In vier der letzten zehn Jahre starben in Österreich mehr Menschen an den Folgen von Hitze, als im Straßenverkehr“, sagt Marc Olefs, Leiter der Klimaforschung der ZAMG.

Genauso wichtig wie ein engagierter weltweiter Klimaschutz sind daher in den nächsten Jahren regionale Anpassungsmaßnahmen – etwa durch Maßnahmen im Städtebau wie Begrünung und Beschattung, um die Auswirkungen der Hitze zu dämpfen.

Es wird heißer

Die Zahl der Hitzetage mit mindestens 30 Grad hat sich in Österreich in den letzten Jahrzehnten vervielfacht. Von 1961 bis 1990 gab es in den Landeshauptstädten laut ZAMG pro Jahr zwischen drei und 12 Hitzetage, die Rekorde lagen größtenteils bei 20 Hitzetagen pro Jahr.

Von 1991 bis 2020 gab es in einem durchschnittlichen Jahr in den Landeshauptstädten schon zwischen neun und 23 Hitzetage, die Rekorde lagen größtenteils bei über 40 Hitzetagen – also eine Verdoppelung der Anzahl der Hitzetage.

Ohne Klimaschutz 60-80 Hitzetage pro Jahr

„Der derzeit noch extreme Wert von 40 Hitzetagen pro Jahr in Österreich wird bei einem weltweit ungebremsten Ausstoß von Treibhausgasen bis zum Jahr 2100 der Normalfall sein“, so Olefs. „Die Rekorde werden dann in einem – derzeit – noch völlig unvorstellbaren Bereich von 60 bis 80 Hitzetagen pro Jahr liegen.“

„Was früher ein Rekord war, ist heute Durchschnitt“, ist in der aktuellen Analyse der ZAMG zur stark gestiegen Anzahl der Hitzetage zu lesen. Bis 2100 sei eine weitere Verdoppelung oder sogar Verdreifachung er Hitzetage in Wien zu erwarten – außer, es gäbe globale Maßnahmen für massiven Klimaschutz, so Olefs: „Bei Einhaltung des Pariser Klimaziels könnte sich die Zahl der Hitzetage in Österreich knapp über dem aktuellen Niveau einpendeln.“

(MeinBezirk.at)

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