Rund 14 Kilometer täglich betrug der Bewegungsradius vor der Coronavirus-Pandemie. Dann kamen die verordneten Einschränkungen, der Radius reduzierte sich auf acht Kilometer pro Tag. Am vergangenen Donnerstag waren es dann schon wieder durchschnittlich knapp zwölf Kilometer. Daran zeige sich, wie gut die Maßnahmen und Aufrufe zu Mobilitätseinschränkungen angenommen wurden.
So habe sich der mittlere Aktionsradius der Österreicherinnen und Österreicher in den vergangenen Wochen sehr deutlich reduziert. Auch die Karwoche und das Osterwochenende folgten diesem Trend. Mit der Lockerung der Maßnahmen ab Dienstag (14. April) änderte sich das Verhalten jedoch, zeigt die Auswertung auf der CSH-Homepage. Dafür verwendet wurden verschiedene Datenquellen, wie etwa zusammengefasste und anonymisierte Telekommunikationsdaten.
Veränderungen in mehreren Gruppen
Auch beim Blick auf Bevölkerungengruppen, die sich mehr oder weniger bewegen, zeigt sich, dass der Anteil der Personen, die sich pro Tag nicht weiter als 500 Meter bewegen, verändert hat: Ihr Anteil ging um die Verhängung der Ausgangseinschränkungen am 15. März von rund 45 Prozent auf ungefähr 65 Prozent stark hinauf. Vor allem bis Anfang April „haben sich also viel mehr Leute als sonst auf kurze Strecken beschränkt oder sind ganz zuhause geblieben“, so CSH-Wissenschafter Tobias Reisch. Die ersten Tage nach Ostern brachten aber eine deutliche Abnahme, denn am Donnerstag war diese Gruppe auf lediglich noch rund die Hälfte der Bevölkerung geschrumpft.
Auch in der nächsten von den Forschern ausgewerteten Mobilitätsgruppe, die Menschen umfasst, die sich täglich zwischen 500 Metern und fünf Kilometern bewegen, änderte sich das Bild: Waren dieser in den ersten Wochen nach den Ausgangsbeschränkungen im Schnitt deutlich weniger als 30 Prozent der Bevölkerung zuzuordnen, war diese Gruppe am 16. April mit rund 35 Prozent wieder in etwa so groß wie vor der Verhängung der Maßnahmen.
„Offenbar an Aufrufe gehalten“
Wege über fünf Kilometer legen die Österreicher allerdings noch immer seltener zurück, zeigt die Auswertung. Machte diese Gruppe kurz vor der Coronakrise im Schnitt über 20 Prozent aus, sank der Wert daraufhin an Wochentagen auf um die zehn Prozent ab und stieg erst zuletzt leicht an. Auch über Ostern hätten sich die allermeisten Österreicher „also offenbar an die Aufrufe der Regierung gehalten und sind nicht zu weit entfernten Wochenendhäusern oder zu ihren Familien oder Freunden auf Besuch gefahren“, so Georg Heiler vom CSH und der TU Wien.
Das Forschungsteam lässt in seine Analysen auch das Passagieraufkommen in Wiener U-Bahn-Stationen einfließen. Hier verzeichnete man ab 15. März einen massiven Rückgang der Passagierfrequenz, der sich auch in den ersten Tagen seit dem 14. April kaum verändert zeigt.
red, wien.ORF.at/Agenturen