Kriegsromantik mit noblem Tropfen
Eigentlich wollte man sich ein Bild von der Krisensituation in der Ukraine machen. Man posierte in Splitterschutzwesten vor Trümmern, besuchte Vororte von Kiew wie Irpin, wo der Vormarsch der Horden des Kremldespoten gestoppt wurde, gab sich leutselig und versprach Hilfen. So zumindest zunächst die offizielle Version des Reiseverlaufs von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und ihrem
Parteigenossen Arbeitsminister Hubertus Heil. Doch bei so viel Arbeit muss man sich auch entspannen und diese Entspannung holt die beiden Sozen nun in Form eines Shitstorms wieder ein.
Denn offenbar konnte sie sich der Ästhetik des Krieges nicht ganz entziehen. Und schließlich sind es die kleinen Dinge, die das Leben lebenswert machen. Dazu braucht es nicht viel: einen Balkon im “umkämpften” Kiew, etwas Sekt und der Spaß mit Klitschko kann losgehen. Nun kommt allerdings der Kater. Denn dem Internet blieb der Nobel-Kriegstourismus der beiden Sozialdemokraten nicht verborgen.
Ein Schlückchen für die Ukraine
Auf Twitter ging es schon nach kurzer Zeit ziemlich rund. Denn die private Inszenierung der beiden sozialdemokratischen Minister passte so gar nicht ins von veröffentlichter Bild des Besuchs im Krisengebiet.
Auch die Mainstream-Medien bekommen wegen ihres lauten Schweigens ihr Fett weg.
Dabei sind die beiden SPDler nicht die ersten, die der morbiden Faszination möglicher Stahlgewitter erlegen sind. Ernst Jünger, dem immer wieder eine Ästhetisierung des Krieges vorgeworfen wird, schilderte in seinen Tagebüchern, wie er einen Luftangriff auf Paris 1944 bodenständiger mit einem Glas Rotwein auf dem Dach eines Hotels erlebte: “Beim zweiten (Luftangriff), bei Sonnenuntergang, hielt ich ein Glas Burgunder, in dem Erdbeeren schwammen, in der Hand. Die Stadt mit ihren roten Türmen und Kuppeln lag in gewaltiger Schönheit, gleich einem Kelche, der zu tödlicher Befruchtung überflogen wird. Alles war Schauspiel, war reine, von Schmerz bejahte und erhöhte Macht.”
Ob sich in Nancys und Huberts Tagebüchern auch ihre ukrainischen Erlebnisse wiederfinden, darauf muss man wohl bis zu einer – eher sehr unwahrscheinlichen – Veröffentlichung warten.
Kritik aus Österreich
In Österreich war es FPÖ-Chef Herbert Kickl, der die Verlogenheit des Sekt- und Sanktionen-Systems scharf kritisierte. “All das passiert, während die Sozialdemokratie quer durch Europa an der Sanktionsschraube dreht, die Menschen in Armut leben und den Klitschko-Brüdern keine Aussage zu dumm ist. Mit Champagner geht das dann offenbar eine Spur leichter… Verrückt!”, machte er seinem Unmut über die salonbolschewistischen Eskapaden Luft.
(Wochenblick.at/Foto:Twitter Screenshot)