Mit den Arbeiten soll auch der Komfort für die ÖBB-Fahrgäste erhöht werden. „Wir werden Bahnsteige verlängern und können dann längere Züge fahren. Wir werden auch modernes Doppelstockmaterial einsetzen. Damit können wir mehr Sitzplätze anbieten“, kündigte Philipp Kropatschek, ÖBB-Programmleiter von S-Bahn-Upgrade, in „Wien heute“ an.
Weitere Vorteile soll ein neues digitales Zugssicherungssystem bringen, etwa eine Verdichtung der Intervalle, so Kropatschek: „Das kann die Positionen, die Fahrgeschwindigkeiten und auch die Richtungen der Züge erkennen. Diese Züge können wir digital führen, sodass wir keine Außenlichtsignale mehr benötigen und die Lokführer alle notwendigen Anweisungen direkt auf ein Display in ihren Führerstand bekommen.“
Die Arbeiten an der Schnellbahn-Stammstrecke sollen im Herbst 2023 beginnen, der letzte der zehn Bauabschnitte soll Ende 2027 fertig sein. „Zu verschiedenen Zeiten werden verschiedene Streckenabschnitte gesperrt sein“, erklärte Kropatschek, „dafür haben wir selbstverständlich in enger Abstimmung mit der Stadt Wien und auch mit den Wiener Linien ein Ersatzverkehrskonzept entwickelt, das auf die ganz spezifischen Anforderungen dieser Sperren abgestimmt sein wird.“
Die Sperren seien leider notwendig, weil die Bauarbeiten nicht bei laufendem Betrieb möglich seien, hieß es: „Sie werden gebündelt und in möglichst kurzer Zeit abgewickelt.“ Jeweils im Juli und August 2024, 2025 und 2026 ist der Abschnitt zwischen Floridsdorf und Praterstern gesperrt. Zwischen September 2026 und Oktober 2027 herrscht eine Streckensperre zwischen Praterstern und Hauptbahnhof. Ende 2027 sind dann noch die Gleise zwischen Rennweg und Meidling etwa zwei Monate nicht befahrbar.
Danach sollte auf der Stammstrecke – der meistbefahrenen Bahnstrecke Österreichs – ein U-Bahn-Takt möglich sein. S-Bahnen können dann auf der erneuerten, digitalisierten und damit laut ÖBB noch sichereren Strecke im Zweieinhalbminutentakt fahren.
Die vorgesehenen Kosten alleine für die Maßnahmen an der Stammstrecke und die wichtigsten Kontextprojekte sind mit 1,1 Milliarden Euro veranschlagt und im ÖBB-Rahmenplan des Bundes eingepreist. Beispielsweise sind die aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stammenden Viadukte zwischen Praterstern und Donaukanal abzureißen und von einer Brücke zu ersetzen. Stützmauern zwischen Wien-Mitte und Rennweg sind auch neu zu errichten.
Insgesamt werden 51 Bahnsteige verlängert – hier wird die Baustelle beim Quartier Belvedere beispielsweise besonders aufwendig – 40 Kilometer Gleise und 60 Kilometer Oberleitungen ganz neu errichtet. Schon heuer im Juli und August wird die Nordostbahn zwischen Stockerau und der Staatsgrenze zu Tschechien für Baumaßnahmen ganz gesperrt.
Auch werden insgesamt neun Abstell- und Wendeanlagen erneuert oder neu errichtet. „Mit der Modernisierung unserer Infrastruktur und mit den neuen Anlagen wird ein noch zuverlässigerer und störungsärmerer Betrieb möglich sein“, versprechen die ÖBB-Verantwortlichen. Komme es zu Verspätungen oder schadhaften Zügen, sei das künftig rascher wieder aufzuholen. Die letzten Genehmigungen werden laut den Verantwortlichen in Kürze erwartet, erste Aufträge sind in Vergabe, und auch erste Vorarbeiten beginnen schon.
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