Für ihre feministische Interpretation der Habsburger-Kaiserin Sisi holte sich die Luxemburger Schauspielerin Vicky Krieps den Preis als beste Darstellerin. Die aufgrund einer Erkrankung in das Kulturzentrum Harpa zugeschaltete Krieps setzte sich damit gegen starke Konkurrentinnen wie Penélope Cruz oder Léa Seydoux durch.
Ohne Trophäe blieb der Abend aus österreichischer Sicht hingegen für die Wienerin Kurdwin Ayub mit ihrem berlinale-geehrten Spielfilmdebüt „Sonne“ in der Kategorie der Nachwuchshoffnungen. „Ich bin sehr realistisch. Die Frage, einen Preis zu gewinnen, hängt oft vom Momentum ab, vom Zufall“, hatte sich die Filmemacherin gegenüber der APA bereits im Vorfeld zurückhaltend gezeigt. Auch in der Sparte Kurzfilme ging der Wahlwiener Mo Harawe mit seinem Drama „Will My Parents Come to See Me“ leer aus. Glückwünsche für alle Beteiligten gab es von Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer (Grüne) aber dennoch: „Die österreichische Präsenz in Reykjavík signalisiert einmal mehr die große und vielfältige Lebendigkeit des heimischen Films.“
Als beste Komödie wurde die spanische Produktion „The Good Boss“ ausgezeichnet – was die Macher überraschte. „Das ist eigentlich ein Drama“, betonte Produzent Jaume Roures in seiner Dankesrede. Auch der große italienische Regisseur Marco Bellochio war über seine Ehrung für „Innovatives Geschichtenerzählen“ erstaunt: „Ich bin alt. Normalerweise bekommt man solch eine Ehrung nicht mehr in meinem Alter.“ Eine altersgemäße Würdigung erhielt indes die deutsche Regisseurin Margarethe von Trotta, die für ihr Lebenswerk geehrt wurde.
Zugleich war der Abend im von Starkünstler Ólafur Elíasson mitgestalteten Kulturzentrum Harpa auch von einer ernsten Tonalität durchzogen, wurden doch die Produzenten der von Russland attackierten Ukraine mit dem Co-Production Award gewürdigt. Als bester Dokumentarfilm wurde überdies „Mariupolis 2“ geehrt – das Werk des in der Ukraine gefallenen Filmemachers Mantas Kvedaravičius.
Die Entscheidung über die Vergabe der Europäischen Filmpreise treffen die rund 4.400 Mitglieder der Europäischen Filmakademie mit Sitz in Berlin. Im vergangenen Jahr fand die Preisgala covidbedingt nur virtuell statt. Nun ist man zum regulären Rhythmus zurückgekehrt, wonach die Gala jährlich wechselnd in Berlin und darauffolgend in einer anderen europäischen Stadt stattfindet.
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