Immer mehr Familien können ihre Grundbedürfnisse nicht mehr decken. Volkshilfe hat daraufhin die sogenannte “Tour de Chance” ins Leben gerufen, um armutsgefährdete Kinder sowie Familien in den Mittelpunkt zu rücken.
Bedrohung der Existenz
Erich Fenninger, Direktor der Volkshilfe Österreich, versucht auf den schlimmen Zustand aufmerksam zu machen:
„Armutsbetroffene Familien beklagen in Beratungsgesprächen mit unseren Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern immer häufiger, dass ihre Existenz ernsthaft bedroht ist und sie die Grundbedürfnisse nicht mehr decken können. 9 von 10 Familien geben die Unterstützung, die sie von uns im Rahmen des Projekts „Existenzsicherung“ erhalten, primär für das Notwendigste aus, also Essen und Wohnen. Die Teuerung verschärft die Situation für diese Familien rasant.“
Miniwarenkorb verteuerte sich enorm
Der Preis des Miniwarenkorbs stieg im Vergleich zum Vorjahr um satte 15,9 Prozent, im Juli waren es sogar 19,1 Prozent. Vor allem für Menschen mit geringem Einkommen ist der Miniwarenkorb entscheidend, da sie sich Ausgaben, die darüber hinausgehen, ohnehin nicht leisten können. Außerdem gibt es mittlerweile wenig günstige Eigenmarken in den Supermarktregalen. Wieder trifft das ärmere Haushalte stärker.
Menschen im untersten Zehntel der Einkommensverteilung müssen etwa 16 Prozent ihrer Gesamtausgaben für Lebensmittel ausgeben, während die obersten Zehn nur rund neun Prozent aufwenden müssen. Bei Wohnen und Energie sind es 27 Prozent im Vergleich zum Durchschnittshaushalt, der bei 18 Prozent liegt.
Alarmierende Zahlen
368.000 Kinder und Jugendliche sind von Armut betroffen. Fenninger und das “Team gegen Kinderarmut” stellen sich einer Challenge und fahren für jedes armutsbetroffene Kind einen Meter mit dem Rad. Das sind 368.000 Meter von Salzburg nach Wien.
Kindergrundsicherung für alle
Fenninger fordert daher erneut die Einführung einer Kindergrundsicherung in Österreich, also einer einkommensabhängigen Familienförderung, die armutsbetroffene Kinder finanziell stärker als bisher unterstützt.
Die Volkshilfe hat ein Modell entwickelt, das in der Pilotphase bewiesen hat, dass es funktioniert und das für den Staat auch leistbar ist. Fenninger ruft dazu auf, bei der “Tour de Chance” mitzuradeln, um Kinderarmut abzuschaffen:
„Jetzt geht es darum, dieses Modell endlich in die Tat umzusetzen, damit kein Kind in Österreich mehr unter Armut leiden muss. Hinter unserer Forderung stehen mittlerweile mehr als ein Dutzend Organisationen. Und auch aus der Politik gibt es bereits positive Signale.
Hören wir auf, Almosen im Land zu verteilen. Wir machen als Zivilgesellschaft jetzt noch mehr Druck für echte strukturelle Veränderungen.
Ich rufe daher alle auf, schließt euch uns an, radelt mit auf der Tour de Chance, lasst uns viele sein. Nur gemeinsam können wir Kinderarmut abschaffen!“
Die Etappen der “Tour de Chance”
• Freitag, 30. September: Salzburg – Vöcklabruck
• Samstag, 1. Oktober: Vöcklabruck – Linz
• Sonntag, 2. Oktober: Linz – Amstetten
• Montag, 3. Oktober: Amstetten – Krems
• Dienstag, 4. Oktober: Krems – Tulln
• Mittwoch, 5. Oktober: Tulln – Wien
Das Tourfinale findet am 5. Oktober am Praterstern in Wien statt. Anschließend ist eine Kundgebung am Heldenplatz mit Redebeiträgen und Musik, wo Familien, Kinder und Jugendliche sowie solidarische Unterstützerinnen und Unterstützer herzlich eingeladen sind.
(MeinBezirk.at)