Das Jubiläumsjahr 300 Jahre Belvedere könnte nicht würdiger starten: In einem großen Forschungsprojekt hat man die erforscht, was Klimt inspiriert hat. Die Einflüsse werden mit rund 90 Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen belegt. Die enge Zusammenarbeit mit dem Van Gogh Museum in Amsterdam, wo die Ausstellung schon im Herbst zu sehen war, habe bereits 2015 begonnen, schilderte Kurator Markus Fellinger. Dass die zunächst für Herbst 2020 geplante Schau coronabedingt verschoben werden musste, sei für Forschung und Leihgeberverhandlungen „nicht unbedingt von Nachteil gewesen“.
Tatsächlich ist die Künstlerliste eindrucksvoll und reicht neben Klimt selbst von Claude Monet, Auguste Rodin, Paul Cezanne und Vincent van Gogh bis zu Henri Matisse, Ferdinand Hodler und Fernand Khnopff. Mitten drinnen ein Klimt-Gemälde, das 1964 das bisher letzte Mal öffentlich in Österreich zu sehen war und dessen Präsentation Rollig „besonders stolz und glücklich“ macht: „Wasserschlangen II“. Das Bild kam von Jenny Steiner in den Besitz des NS-Regisseurs Gustav Ucicky und wurde 2013 im Zuge eines Restitutionsvergleichs ins Ausland verkauft.
Einflüsse augenscheinlich gemacht
In unmittelbarer Nähe zu „Wasserschlangen II“ sieht man in der Ausstellung nun nicht nur drei weitere Klimt-Bilder derselben Werkgruppe (wie „Freundinnen (Wasserschlangen I)“, sondern auch Margaret Macdonald Mackintoshs „Bestickte Tafeln“. Der Einfluss der schottischen Schule des Jugendstils, die 1900 in der Wiener Secession ausstellte, ist dabei augenfällig.
Frappant sind auch Gegenüberstellungen von Landschaftsbildern Monets und Van Goghs mit Klimt-Bildern, die Verwandtschaft, die Klimts Porträt von Johanna Staude mit dem daneben hängenden „Mädchen mit grünen Augen“ von Henri Matisse oder korrespondierende Frauenbildnisse von Klimt und John Singer Sargent erkennen lassen.
Anziehungskräfte auf Klimt
In einem Nebenraum werden Reproduktionen aller Bilder van Goghs gezeigt, die zu Lebzeiten Klimts in Wiener Sammlungen zu finden waren. Im Schlusskabinett ist eine Dokumentation über die internationale Kunst- und Ausstellungsszene jener Jahre zu sehen. „Unzählige Archive wurden durchforstet“, sagte Rollig über den Versuch, den „Planet Klimt, der in einem eigenen Sonnensystem kreist“, in eine neue Umlaufbahn zu bringen und „schlüssige, belastbare Antworten“ auf die Frage zu finden, welchen Anziehungskräften er tatsächlich ausgesetzt war.
„Alles, was ihm interessant und neuartig vorkam, hat er in seine Kunst integriert“, sagte Fellinger. Für den Kurator ist dies nicht gleichbedeutend mit dem Denkmalsturz eines einsamen Kunstgenies, sondern der Beweis für die Modernität eines die Strömungen seiner Zeit sensibel aufnehmenden Künstlers: „Die Synthese macht sein Werk einzigartig.“
(ORF.at/Foto: Gettyimages)