Wenn wohnen in Wien durch die Krisen zum Luxus wird

Die Wiener Wohnungslosenhilfe rüstet sich schon für die kalte Jahreszeit. Auch wenn sich die Effekte der aktuellen Krisen noch nicht signifikant niederschlagen, bereitet man sich auf einen Anstieg vor. Denn Krisen-Auswirkungen schlagen sich meist erst zeitverzögert nieder.

Das Leben kann einem teuer zu stehen bekommen – das ist auch den meisten Wienerinnen und Wienern längst bekannt. Doch durch die aktuellen Krisen ist die Situation doch nochmal um einiges angespannter. Die Teuerungen haben zum Teil tiefe Einschnitte in das Leben der Menschen. Und es stehen noch herausfordernde Monate bevor.

Dafür rüstet sich auch schon die Wiener Wohnungslosenhilfe. Bisher gab es dort noch keinen signifikanten Anstieg an Kundinnen und Kunden zu bemerken, betont Jakob Reisinger von Fonds Soziales Wien. Die Vorbereitungen für das kommende Winterpaket der Wiener Wohnungslosenhilfe, das wieder hunderte zusätzliche Plätze in Notquartieren und Wärmestuben beinhalten wird, laufen allerdings bereits voll.

„Das Winterpaket wird mit November wieder starten, um den Menschen in den kältesten Monaten des Jahres in erprobter Art und Weise zusätzliche Einrichtungen zur Verfügung stellen zu können“, erklärt Reisinger. Man stellt sich darauf ein, dass die Auswirkungen der generellen Teuerungen sich im Laufe der Zeit auch hier niederschlagen werden.

Folgen zeigen sich verzögert

„Der Druck auf die Menschen steigt. Erfahrungen aus vergangenen Wirtschaftskrisen zeigen, dass sich Folgen von Teuerungen erst zeitverzögert in Nutzerzahlen der Wohnungslosenhilfe widerspiegeln,“ erklärt Reisinger. Man müsse von so einem Szenario ausgehen und beobachten, wie sehr sich das langfristige Risiko, wohnungslos zu werden, durch die Pandemie sowie aktuelle Teuerungen erhöhe.

Im Jahr 2019 nutzten insgesamt 12.590 Personen die unterschiedlichen Angebote der Wiener Wohnungslosenhilfe, 2020 waren es 12.550 Personen, die im Jahresverlauf unterschiedliche Leistungen in Anspruch genommen haben. Die Zahl an Kundinnen und Kunden im Jahr 2021 bewegt sich mit 12.460 ebenfalls in diesem Bereich.

„In Wien haben wir ein umfangreiches System in der Wohnungslosenhilfe, das sich bewährt. Es stehen im ganzjährigen Regelangebot 6.800 Wohn- und Betreuungsplätze zur Verfügung“, heißt es von Seiten des Fonds soziales Wien. Zusätzlich stünden aktuell – pandemiebedingt – über 350 Plätze in Notquartieren für besonders vulnerable Personen bis zum Start des kommenden Winterpakets zur Verfügung. „Wir rechnen hier mit Nachzieheffekten, auch abhängig davon wie sich die Situation mit den vielen unterschiedlichen und breiten Unterstützungsangeboten weiterentwickelt“, heißt es weiter.

Wohnungslosigkeit verhindern

Das Ziel müsse es sein, Delogierungen zu verhindern, um die Menschen gar nicht in die Wohnungslosigkeit rutschen zu lassen. Vor allem, wenn diese Menschen in eine finanzielle Notlage geraten würden und gar keine sozialarbeiterische Betreuung, sondern eine finanzielle Überbrückung bräuchten. „Wohnungslosenhilfe ist mehr als ein Dach über dem Kopf: Zentrales Element in der Wohnungslosenhilfe ist die Betreuung und Begleitung, um aus vielfältigen Problemlagen heraus wieder Perspektiven zu entwickeln“, so Reisinger.

Damit Menschen im Idealfall gar nicht in die Wohnungslosigkeit geraten, gilt es frühzeitig Hilfe anzunehmen. So kann etwa im Falle von Schulden die Schuldnerberatung Wien kostenlos weiterhelfen. Eine wichtige Anlaufstelle ist aber auch die Fachstelle Wohnungssicherung (FAWOS) der Volkshilfe. Zudem gibt es das Projekt „Wohnschirm“ des Bundes, das bei Mietrückständen hilft. Ansprechpartner in Wien ist dafür ebenfalls die Volkshilfe.

(MeinBezirk.at)

Mehr dazu

Popularno