Nachdem der städtische Energieversorger Wien Energie am Mittwoch bestätigt hatte, dass ein Antrag auf Preisanpassung bei Fernwärme eingereicht wurde, kommt heftige Kritik bei den Sozialpartnern und auch von der Wiener Opposition.
„Für uns ist es unvorstellbar, dass wir diesen Schritt setzen und sofort auf 92 Prozent anheben. Ich glaube man kann darüber nachdenken, macht man eine Anhebung, so wie es in den anderen Bereichen auch schon passiert ist, die derzeit leider verständlich ist. Aber die 92 Prozent sind eindeutig zu viel“, so AK Wien-Präsidentin Renate Anderl beim „Preise Runter!“-Gipfel in der Marxhalle gegenüber dem ORF. Bereits im Vorfeld warnte sie davor, dass mit der Verdoppelung der Fernwärmepreise die Lage von ohnehin einkommensschwachen Haushalten noch prekärer werden würde.
Wolfgang Katzian, Präsident des Österreichischen Gewerkschaftsbundes glaubt dagegen eher nicht, dass die Preiserhöhung bei Fernwärme kommt – zumindest in diesem Maße. „Ich gehe davon aus, dass es entweder in dieser Form nicht kommt oder dass es zumindest deutliche Abfederungsmaßnahmen gibt“, sagt er.
Weitere Kritik kommt laut der ORF-Sendung „Wien Heute“ auch vonseiten der Rathaus-Opposition. So fordert die Wiener ÖVP einen sofortigen Stopp der Erhöhung und möchte das auch im Gemeinderat thematisieren. Die Wiener FPÖ ortet „rote Preistreiberei“. Die Grünen wollen nicht nur den Stopp, sondern auch einen Energiegutschein für alle Wienerinnen und Wiener.
Der städtische Energieversorger begründete die geplante drastische Teuerung bei Fernwärme damit, dass neben den Ukraine-Krieg, den gestiegenen Gaspreisen (ein hoher Anteil der Fernwärmeerzeugung ist auf Gas zurückzuführen) auf den Energiegroßhandelsmärkten auch die Personal- und Logistikkosten teurer geworden sind.
„Wien ist eine Millionenstadt. Wir haben mit Abstand das größte Fernwärmenetz Österreichs und eines der größten in Europa. Wenn man sich andere europäische Millionenstädte wie etwa München ansieht dann sprechen wir von Preiserhöhungen, die weit über 100 Prozent liegen. Wir sind einfach von den internationalen Energiemärkten abhängig“, sagt Michael Strebl, Vorsitzender der Wien Energie-Geschäftsführung.
Sollte der Antrag bei der Preiskommission durchgehen, bedeutetet das im Herbst für einen durchschnittlichen Wiener Haushalt Mehrkosten von etwa 45 Euro monatlich. Wien Energie versorgt mehr als 440.000 Haushalte in Wien mit Fernwärme. Knapp zwei Drittel der Privatkunden unterliegen dem amtlichen Preisbescheid.
(MeinBezirk)