Während im Jahr 2022 noch 130 Verfahren wegen terroristischer Straftaten eingeleitet wurden, stieg diese Zahl im vergangenen Jahr auf 220 – ein Zuwachs von 69,23 Prozent. Insgesamt wurden 2024 österreichweit 540 Terrorismusverfahren geführt, wobei Wien mit einem Anteil von 40 Prozent eine zentrale Rolle einnimmt. Dies gab die Leiterin der Staatsanwaltschaft Wien, Michaela Obenaus, bekannt.
Auch die Jugendkriminalität hat deutlich zugenommen. Die Zahl der Jugendstrafverfahren erhöhte sich von 3.000 im Jahr 2022 auf 4.300 im vergangenen Jahr – ein Anstieg von 43,33 Prozent. Laut Obenaus ist dabei eine besorgniserregende Entwicklung hin zu mehr schweren Straftaten unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu beobachten. Besonders auffällig sei die Zunahme sogenannter Intensivtäter.
Radikalisierung durch soziale Netzwerke
Obenaus wies auf die Rolle sozialer Medien und digitaler Plattformen bei der Radikalisierung Jugendlicher hin. „Radikalisierung findet praktisch im Kinderzimmer statt“, erklärte sie. Während vor einigen Jahren Gebetshäuser als Orte der Radikalisierung dienten, verlaufe die Rekrutierung heute vor allem über Plattformen wie TikTok. Die Propaganda richte sich dabei gezielt an eine immer jüngere Zielgruppe.
Die meisten aktuellen Fälle betreffen die digitale Verbreitung von Propagandamaterial und in weiterer Folge die Planung terroristischer Straftaten.
14-jähriger Verdächtiger geständig
Ein konkreter Fall betrifft einen 14-jährigen Schüler, der am 10. Februar festgenommen wurde und seither in Untersuchungshaft sitzt. Der Jugendliche, der als Anhänger der radikalislamischen Terror-Miliz „Islamischer Staat“ (IS) gilt, soll einen Terroranschlag am Wiener Westbahnhof geplant haben.
Nach anfänglichem Schweigen hat der Jugendliche laut StA-Sprecherin Nina Bussek die ihm zur Last gelegten Taten inzwischen eingeräumt. Ob er die Anschlagspläne damit direkt zugibt, wollte Bussek nicht bestätigen, betonte jedoch, dass er „die gesetzten Schritte nicht bestreitet“. Die Auswertung von Chats mit mutmaßlichen IS-Rekrutierern läuft derzeit noch. Weitere Details wurden aufgrund der laufenden Ermittlungen nicht bekannt gegeben.
