Wiener Linien starten Test für neues Grüngleis und CO2-optimierte Baustelle

Wien verfügt über das sechst größte Straßenbahnnetz weltweit. Damit die Straßenbahnen täglich im Minutentakt über die Gleise rollen können, muss dieses Netz laufend überprüft und gewartet werden. Darum investieren die Stadt Wien und die Wiener Linien jährlich in die Modernisierung ihrer Straßenbahninfrastruktur. 2022 finden in ganz Wien 30 Gleisbauprojekte statt, dafür werden rund 37 Millionen Euro aufgewendet. Insgesamt werden 9.000 Meter Gleis in ganz Wien erneuert.

Auf der Simmeringer Hauptstraße Höhe Zentralfriedhof tauschen die Wiener Linien in zwei Abschnitten insgesamt rund 1.400 Meter Gleis. Damit ist die Simmeringer Hauptstraße dieses Jahr das größte Gleisbauprojekt. Öffi-Stadtrat Peter Hanke dankte beim Lokalaugenschein dem 500-köpfigen Gleisbauteam der Wiener Linien. „Investitionen in die Gleisinfrastruktur sind Investitionen in die Zukunft. Nur so können wir garantieren, dass die Öffis auch in den nächsten Jahren sicher und rasch durch die Stadt rollen und Wien mobil halten“, so Hanke.

Neues Grüngleis für Simmering

Der Gleisbau auf der Simmeringer Hauptstraße wird besonders „grün“. Denn hier entsteht ein Testabschnitt für ein sogenanntes „Sedumgleis“ – eine Art von Grüngleis, das aber in der Erhaltung pflegeleichter und auch in der Anschaffung weniger kostenintensiv ist als das herkömmliche Rasengleis. Ein Vorteil ist, dass es resistenter gegen diverse Umwelteinflüsse ist und auch ohne Bewässerung auskommt.

Konkret werden zwei Testabschnitte mit zwei unterschiedlichen Grüngleis-Varianten errichtet: Die Bepflanzung erfolgt auf der einen Strecke durch eine Sedum-Sprossen-Aussaat und auf der anderen Strecke mit Fertig-Sedum-Rollmatten, ähnlich wie Rollrasen. Außerdem wird auf einem Abschnitt untersucht, ob eine seltene Befahrung von z.B. Einsatzfahrzeugen durch den Einsatz von Rasengittersteinen möglich ist.

Bis Ende 2023 werden die Abschnitte genau getestet und evaluiert. Sollte sich der Versuch bewähren, könnten Sedumgleise ab 2024 in Wien zum Einsatz kommen.

„Wir prüfen bei jeder Gleisbaustelle und bei jeder Neubaustrecke, ob ein umweltfreundliches Grüngleis möglich ist. In Wien gibt es bereits über 8 Kilometer Grüngleise und wir wollen den Anteil laufend steigern. Grüngleise bereichern das Stadtbild nicht nur optisch, sondern haben auch einen kühlenden Effekt und wirken sich positiv auf das Mikroklima der Stadt aus“, sagt Wiener-Linien-Geschäftsführer Günter Steinbauer.

Um ein Grüngleis bauen zu können, müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein. Im Kreuzungs- und Haltestellenbereich, wenn viele Fußgänger*innen das Gleis queren oder wenn der Gleisabschnitt auch vom restlichen Verkehr befahren wird, macht ein Grüngleis keinen Sinn, denn hier würde das Gras nicht gedeihen.

Umweltfreundliche Baustelle im Test

Auch was die Baustellenplanung und -ausführung betrifft, wollen die Wiener Linien künftig mehr auf Nachhaltigkeit achten. Auf der Gleisbaustelle beim Landstraßer Gürtel wurde deshalb ein erster Versuch gestartet, wie man die CO2-Emissionen auf ein Minimum senken kann. Zum Einsatz kommen hier z.B. elektrifizierte Baumaschinen. Wo es technisch bereits möglich ist, wird Recycling-Beton eingesetzt. Der benötigte Strom stammt zu 100% aus erneuerbaren Energieträgern. Ziel ist, künftig noch einen Schritt weiterzugehen und die Energie direkt vor Ort zu erzeugen.

Die Wiener Linien nutzen für Gleisbauarbeiten vor allem die verkehrsruhigere Zeit im Sommer, da während der Schulferien weniger Fahrgäste unterwegs sind.Im vergangenen Jahr spulten die Wiener Straßenbahnen insgesamt 23,3 Millionen Kilometer ab. Das rund 172 Kilometer lange Straßenbahnnetz der Wiener Linien ist dementsprechend gefordert und muss laufend modernisiert werden.

Die Arbeiten finden in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Wien, den Bezirken und der Baustellenkoordination statt. Der Großteil der Gleisbauarbeiten findet nachts und unter laufendem Betrieb statt, ohne Auswirkungen auf die Fahrgäste.

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