Wahrscheinlich benötige es „deutlich strengere Maßnahmen, als derzeit in Kraft sind“, heißt es in einem der APA vorliegenden Expertenpapier.
Die alles entscheidende Größe in der Epidemie ist der Replikationsfaktor (R0). Dieser gibt darüber Auskunft, wie viele Personen ein Infizierter im Durchschnitt ansteckt. Ist der Replikationsfaktor kleiner als eins, klingt die Epidemie rasch ab, ist er größer als eins, verbreitet sich die Krankheit unweigerlich mit exponentieller Geschwindigkeit.
„Wenn es nicht gelingt, rasch den Faktor R0 unter den Wert von eins zu drücken, sind in Österreich Zehntausende zusätzliche Tote und ein Zusammenbruch des Gesundheitssystems zu erwarten“, heißt es in dem von Mathias Beiglböck (Uni Wien), Philipp Grohs (Uni Wien), Joachim Hermisson (Uni Wien, Max Perutz Labs), Magnus Nordborg (ÖAW), Walter Schachermayer (Uni Wien) mit Unterstützung der Rektoren Heinz Engl (Uni Wien) und Markus Müller (MedUni Wien) verfassten Expertenpapier.
Zusammenbruch des Gesundheitssystems befürchtet
Unter der realistischen Annahme eines Replikationsfaktors von 1,7 werde das Gesundheitssystem Mitte April zusammenbrechen, betonen die Experten. Um das zu verhindern, bleibe kaum Zeit. Im Fall des Coronavirus SARS-CoV-2 entspricht ein Replikationsfaktor von eins einem täglichen Zuwachs von etwa sieben Prozent – liegt der Zuwachs höher, komme es zu einer exponentiellen Ausbreitung. Die derzeitige tägliche Zuwachsrate der Infizierten in Österreich wird von den Experten auf 14 Prozent geschätzt, am Anfang der Epidemie lag sie bei 30 Prozent.
Hoffnung gibt den Experten zufolge das Beispiel von Wuhan, der chinesischen Stadt, wo die Epidemie ihren Ausgang genommen hat. China habe es dort – in zwei Schritten – geschafft, den Wert von R0 auf 0,32 zu drücken, die Krise sei dadurch innerhalb weniger Wochen bewältigt gewesen.
red, ORF.at/Agenturen