Die Regierung präsentierte am Mittwoch vor einer Woche die Ergebnisse ihrer Klausur. Wie Kanzler Karl Nehammer und Vizekanzler Werner Kogler betonten, gehe es darum, das Jahr 2023 dafür zu nutzen, die Lehren aus dem Vorjahr zu ziehen und das Land resilienter und krisenfester zu machen. Einen großen Klausur-Brocken bildete der Fachkräftemangel am Arbeitsmarkt.
Pensionisten kehren zu Unternehmen zurück
Um dagegen vorzugehen, möchte die Regierung jetzt unter anderem Pensionisten aus der Pension zurückholen – das Arbeiten soll attraktiver gestaltet werden. Aktuell arbeiten in Österreich 20.000 Pensionisten weiter, Tendenz steigend. Für viele ältere Arbeitskräfte bietet sich somit die Gelegenheit an, ihre niedrige Pension aufzubessern – wie es etwa bei Verkäuferin Jolana Wild der Fall ist: „Für mich ist die Arbeit ein zweiter Teil von meinem Leben“, sagt sie im Ö1-Morgenjournal, daher sei sie als Samstagsaushilfe zurückgekehrt.
Die oberösterreichische Bäckerei-Kette Honeder möchte ebenfalls mehr Pensionisten ansprechen, man hat dafür die Online-Jobbörse „60plus“ mitfinanziert. Damit das auch gelingt, müsse man aber die rechtlichen Rahmenbedingungen ändern, heißt es aus dem Unternehmen. Aktuell wird der Zuverdienst zur Pension dazugezählt, der gesamte Betrag wird dann versteuert. Wenn man mehr als geringfügig arbeitet, müssen auch Krankenversicherungs- und Pensionsversicherungsbeiträge gezahlt werden – auch als Pensionist.
Senioren wollen Beiträge abschaffen
Genau diese Pensionsversicherungsbeiträge möchte der Seniorenbund für arbeitende Pensionisten abschaffen. „Viele ältere und pensionierte Fachkräfte stehen als Expert:innenpool gegen den akuten Fachkräftemangel und zur Ankurbelung der Konjunktur bereit, ihr Potenzial wird derzeit nicht ausreichend genutzt“, so die Präsidentin Ingrid Korosec. Die Abschaffung sei eine Win-Win-Situation für Wirtschaft, Gesellschaft und Pensionisten, betont der Seniorenbund.
Von steuerlichen Begünstigungen hält die AK-Direktorin und Sozialexpertin Silvia Hruška-Frank nicht viel. Man solle stattdessen den Fokus auf das wahre Potenzial am Arbeitsmarkt richten, sagt sie im Ö1-Morgenjournal am Montag. Dieses liege vor allem bei 350.000 Menschen zwischen 60 und 65 Jahren, 100.000 Langzeitarbeitslosen ab 50 sowie bei Frauen, die Teilzeit arbeiten müssen, obwohl sie das nicht wollen. Hier müsse man hinschauen, hier müsse man ansetzen, so die Expertin.
(heute.at/Foto: Pixabay)