Ein großer Mangel an Institutionen, die sich mit der psychiatrischen Erkrankung von Jugendlichen und Kindern befassen, hat zu Kritik geführt. Genau deshalb wird es auf dem Gelände des Krankenhauses Hietzing die Lage zumindest ein bisschen entspannen. Das neue Ambulatorium soll bis Ende 2021 Platz für 800 Kinder und Jugendliche versorgen.
Das Besondere: An die Einrichtung sind erstmals auch Wohnplätze angeschlossen. „In der Kinder- und Jugendpsychiatrie gibt es Mängel. Da gibt es nichts schönzureden“, räumte Ewald Lochner, Wiens Koordinator für Psychiatrie, Sucht- und Drogenfragen, am Montag ein. Die Stadt bemühe sich deshalb, den Ausbau sukzessive voranzutreiben, so Lochner.
Mit dem Standort im KH Hietzing gibt es neben der Einrichtung in der Kölblgasse (3. Bezirk) nun ein zweites Ambulatorium für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Mittelfristig soll es sechs geben – ein genauer Zeitplan bleibt aber offen. Am neuen Standort, der im Dezember seinen Betrieb aufgenommen hat, werden bereits 160 Patienten betreut. Ein 24 Personen umfassendes Team aus Psychiatern, Psychologinnen, Sozialarbeitern, Ergotherapeutinnen und diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegekräften kümmert sich um sie. Die Öffnungszeiten (Montag bis Donnerstag von 13 bis 20 Uhr, Freitag von acht bis 13 Uhr) seien so gestaltet worden, dass sie mit Schulbesuchen bzw. der Berufstätigkeit der Eltern vereinbar sind, hieß es. Ein Ersttermin soll innerhalb von sieben Werktagen möglich sein.
Neben dem tagesklinischen Angebot setzt man in Hietzing auf einige Innovationen. So wird etwa „Home Treatment“ angeboten: Mobile Teams kommen zu den Kindern und Jugendlichen nach Hause bzw. in ihre gewohnte Lebensumgebung, um sie zu betreuen. Außerdem gibt es in der Einrichtung auch Erwachsenenpsychiater. Sie sollen den Übergang in der Betreuung vom Jugend- ins Erwachsenenalter möglichst reibungslos garantieren.
Dieses Konzept soll bis Ende 2021 erprobt werden. Im Erfolgsfall wird der Ansatz auf die restlichen, noch ausständigen Ambulatorien ausgeweitet. Ende 2021 will die Stadt das Hietzinger Ambulatorium dann an einen zentrumsnäheren und damit besser angebundenen Standort übersiedeln. Man sei bereits auf der Suche nach entsprechenden Flächen, hieß es.
Lochner betonte bei der Gelegenheit, dass neben der ambulanten Behandlung auch der niedergelassene fachärztliche Bereich eine wichtige Rolle spiele. Hier gibt es derzeit sechs Fachärzte mit Kassenvertrag. Bedarf gebe es aber für 24 bis 30 Mediziner. Den stationären Bereich will die Stadt bis 2030 auf 120 Betten in Spitälern des Krankenanstaltenverbundes und 40 Betten im AKH ausbauen. (red.)
(diepresse.com)