Nach 75 Jahren: Mauthausen für Van der Bellen „offene Wunde“

Anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen und seiner Nebenlager hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen heute eine Videobotschaft veröffentlicht.

Er spricht darin von einer „offenen Wunde in der Geschichte Österreichs“.

„Fassungslos – auch heute noch – und voll Scham verneigen wir uns vor den Opfern von damals“, so der Bundespräsident laut dem vorab übermittelten Transkript der Videobotschaft: „Voll Demut bekennen wir ein, dass wir das Geschehene nicht ungeschehen machen können. Und auch wenn die Nachgeborenen keine Schuld trifft – Verantwortung müssen wir dennoch übernehmen.“ Am Anfang sei das Schweigen und das Wegschauen angesichts von Antisemitismus und Rassismus gestanden. „Mauthausen ist nicht vom Himmel gefallen. Der Holocaust war der grausame Endpunkt“, sagte Van der Bellen.

„Viele Österreicher waren Täter. Österreich bekennt sich zu seiner Mitschuld an den Verbrechen des Nationalsozialismus“, betonte der Bundespräsident. Für die Verfolgten und Ermordeten sei Mauthausen ein Symbol ihrer Leiden. „Mauthausen ist eine Mahnung. Mauthausen ist das steingewordene ‚Niemals wieder!‘.“ Heute bedeute das, dass es keine Toleranz gegenüber Rassismus und Antisemitismus geben dürfe. „Die Menschenwürde ist unteilbar“, so Van der Bellen. Die traditionelle Mauthausen-Befreiungsfeier findet heuer zwar wie immer am 10. Mai statt, diesmal aber – wegen der aktuellen Pandemie – online auf der Website des Mauthausen Komitees Österreich (MKÖ).

Parlament gedenkt in kleinem Rahmen

Die alljährliche Veranstaltung des Parlaments gegen Gewalt und Rassismus im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus muss morgen – aus demselben Grund – in reduziertem Rahmen stattfinden. Lediglich eine per TV übertragene Sonderpräsidiale von National- und Bundesrat gibt es am 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen.

Im Mittelpunkt steht ein moderiertes Gespräch, an dem Barbara Glück, Leiterin der KZ-Gedenkstätte Mauthausen, Nationalfonds-Generalsekretärin Hannah Lessing, Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), sowie der Schriftsteller Paulus Hochgatterer teilnehmen. Zu Wort melden sich in der für 11.30 Uhr angesetzten Sitzung im Dachfoyer der Redoutensäle auch die Präsidenten der beiden Parlamentskammern. Robert Seeber (ÖVP) spricht für den Bundesrat zu Beginn der Sitzung, Wolfgang Sobotka (ÖVP) für den Nationalrat zum Abschluss.

red, ORF.at/Agenturen

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