Deutlicher Anstieg bei Handy- und Computerspielen während der Pandemie

Fehlende soziale Kontakte, weniger Aktivitäten außer Haus und massive Einschränkungen des Alltags: kein Wunder also, dass die Zahl der Menschen, die Spiele auf dem Handy, dem Computer oder mit Konsolen spielen, deutlich zugenommen haben

Das zeigt nicht zuletzt eine Studie, die unter 800 Wiener*innen durchgeführt wurde. Zwischen Juli und September 2021 stieg die Nutzung von Handyspielen um 9 Prozentpunkte gegenüber 2019. Mit 53 Prozent spielte damit mehr als die Hälfte der Wiener Bevölkerung Handygames. Auch Computerspiele und Spiele auf Konsolen wurden deutlich mehr genutzt, nämlich um sieben Prozentpunkte, womit 43 Prozent der Wiener*innen unter anderem damit ihre Freizeit verbringen.

Aber Handy- und Computerspiele wurden nicht nur von mehr Personen, sondern auch intensiver und länger genutzt. Neun von 100 Befragten gaben an, dass sie mehr als drei Stunden am Tag am Computer oder auf der Konsole spielen. Drei Prozent sogar mehr als sechs Stunden pro Tag. Hochgerechnet auf die Wiener Bevölkerung sind dies mehr als 50.000 Personen. Auch bei den Handyspielen gaben elf Prozent an, mehr als zwei Stunden pro Tag zu spielen, was einem Anstieg um drei Prozentpunkte gegenüber 2019 bedeutet. Zu einem deutlichen Anstieg kam es auch bei den Ausgaben für die Spiele. Neben den Ausgaben für den Kauf der Spiele, sagte 37 Prozent, dass sie zusätzlich Geld ausgeben, etwa für InApp-Käufe. Bei unter 30-jährigen lag dieser Wert sogar bei 50 Prozent.

Per se ist die Erhöhung der Nutzung mit der Pandemie erklärbar. Ob es sich bei einer vermehrten Nutzung des Handys, des Computers oder der Konsole bereits um ein Suchtverhalten handelt, erklärt Ewald Lochner, Koordinator für Psychiatrie, Drogen- und Suchtfragen der Stadt Wien, folgendermaßen: „Es ist verständlich, dass sich viele Eltern Sorgen machen bezüglich des Umgangs ihrer Kinder mit digitalen Medien. Neben der Dauer sind aber viele andere Faktoren entscheidend, etwa ob der Konsum noch kontrolliert werden kann, ob wegen des Spielens andere Verpflichtungen und Hobbies leiden, ob trotz negativer Konsequenzen, etwa in der Schule oder am Arbeitsplatz, gespielt wird oder ob Entzugssymptome wie Schlaflosigkeit oder Nervosität vorliegen. Wenn mehrere dieser Faktoren über einen längeren Zeitraum vorliegen, sollte man Unterstützung suchen und eine Abklärung durchführen“, so Lochner.

„Noch wichtiger als die Dauer, die vor dem Bildschirm verbracht wird, sind die Inhalte bzw. was gemacht oder gespielt wird“, betont Lisa Brunner, Leiterin des Instituts für Suchtprävention. „Bei Spielen ergeben sich auch Herausforderungen durch In-Game-Käufe, welche auch zu einer Kostenfalle werden können oder durch Glücksspielmechaniken, durch die das Gehirn auf Gewinnerwartungen konditioniert wird“, so Brunner.

 

 

 

(Red)

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