Dieseltreibstoff verteuerte sich gegenüber Juni 2021 um rund 65 Prozent, Superbenzin um etwa 61 Prozent, zeigen die Daten der Statistik Austria vom Dienstag. Die Preise für Heizöl haben sich im Jahresvergleich mehr als verdoppelt, der Arbeitspreis für Gas stieg im Schnitt um 78 Prozent.
Auch im Supermarkt muss man deutlich mehr bezahlen als noch vor einem Jahr. Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke verteuerten sich durchschnittlich um elf Prozent. Milch, Käse und Eier wurden im Schnitt um 16 Prozent teurer, auch bei Brot und Getreideerzeugnissen (plus elf Prozent) nahm der Preisdruck zu, ebenso bei Fleisch (plus 13 Prozent). Butter kostete im Juni im Schnitt über ein Drittel (36 Prozent) mehr als vor einem Jahr.
Die Preise für Gemüse stiegen um zwölf Prozent, jene für Öle und Fette um ein Viertel. Obst verteuerte sich um rund sechs Prozent. Kaffee kostete um fast 13 Prozent mehr als im Juni des Vorjahres. Verteuert haben sich auch Restaurantbesuche. In Lokalen und Hotels wurden die Preise im Juni mit durchschnittlich neun Prozent stärker angehoben als im Mai (sieben Prozent). Der Mikrowarenkorb, der überwiegend Nahrungsmittel, aber auch Tageszeitungen und den Kaffee im Kaffeehaus enthält, stieg im Jahresabstand um fast elf Prozent.
Auch Wohnen schlägt zu Buche
Neben Essen, Trinken und Autofahren wurde auch Wohnen teurer. Für Wohnung, Wasser und Energie wurden die Preise durchschnittlich um zehn Prozent angehoben, noch kräftiger als im Mai. Die Instandhaltung von Wohnungen kostete insgesamt um rund 13 Prozent mehr, was vor allem an den steigenden Materialkosten lag.
Gegenüber dem Mai hat sich das durchschnittliche Preisniveau um 1,4 Prozent erhöht. Aber es gab auch ein paar Dinge, die günstiger wurden. Billiger wurden Buspauschalreisen im Ausland (minus 38 Prozent), die Grund- und Zählergebühr für elektrischen Strom (minus 21 Prozent), nicht ärztliche Dienstleistungen wie Psychotherapie (minus 14,5 Prozent), die Pendler- und die Jahreskarte (minus 34 Prozent) sowie Mobiltelefone (minus 4,5 Prozent).
WIFO-Mittelfristprognose sieht andauernde Krise
Indes gibt eine aktuelle Mittelfristprognose des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) wenig Hoffnung auf eine schnelle wirtschaftliche Erholung. Die Pandemie und der Krieg in der Ukraine werden die Konjunktur dieser zufolge noch über Jahre belasten. Heuer wächst das Bruttoinlandsprodukt (BIP) noch um 4,3 Prozent, in den vier Jahren danach aber nur noch um die 1,5 Prozent, also um rund zwei Drittel schwächer. Bereits für 2023 wird ein Zuwachs von nur 1,6 Prozent prognostiziert.
Die Jahresinflation springt heuer aus Sicht der Fachleute auf einen Rekordwert von knapp acht Prozent. Eine wesentlich höhere Inflation könnte es laut WIFO-Chef Gabriel Felbermayr dann geben, wenn im Winter nicht genug Gas zur Verfügung steht. Mittelfristig rechnet das WIFO mit einer schrittweisen Beruhigung der Inflation. 2023 soll sie bei 5,3 Prozent liegen und dann weiter auf 3,5 Prozent (2024), 2,7 Prozent (2025) und 2,5 Prozent (2026) zurückgehen.
Energie, Rohstoffe, Lieferengpässe
Der Ukraine-Krieg und die Pandemie „verstärken und verlängern den bereits seit 2021 globalen beobachtbaren kräftigen Preisauftrieb massiv“, so das WIFO. Getragen wird dieser „vor allem von stark steigenden Energie-, Rohstoff- und Vorproduktpreisen sowie einem markanten Anstieg der Transportkosten aufgrund von Kapazitätsengpässen und daraus resultierenden Lieferverzögerungen“.
Zusätzlich bewirkten die Knappheit von Getreide auf dem Weltmarkt aufgrund des Ukraine-Krieges und die gestiegenen Produktionskosten (Treibstoffe, Dünger) „starke Preisanstiege bei Nahrungsmitteln“.
Entwicklung auf Arbeitsmarkt stabil, aber Reallohnverlust
Der Arbeitsmarkt sollte sich derweil relativ stabil entwickeln mit einer Arbeitslosenrate von 6,3 Prozent 2022 und 2023, einem marginalen Rückgang auf 6,2 Prozent in den Jahren 2024 und 2025 sowie auf 6,1 Prozent im Jahr 2026. Ab 2023 beträgt der durchschnittliche Zuwachs der Beschäftigung den Konjunkturexperten zufolge 0,9 Prozent pro Jahr.
Allerdings sind Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer heuer mit einem Reallohnverlust pro Kopf von fast vier Prozent konfrontiert. Insbesondere aufgrund der um etwa ein Jahr verzögerten Lohnindizierung und des Rückgangs der Inflation im Prognosezeitraum würden die Reallöhne von 2023 bis 2026 „voraussichtlich um 1,3 Prozent bis 0,5 Prozent pro Jahr steigen“, wenn auch mit einer rückläufigen Tendenz.
Relativ positives Ausgangsszenario
Die Prognose berücksichtigt den Angaben zufolge das Inkrafttreten der ökosozialen Steuerreform 2022/2024 zum 1. Jänner 2022, die drei Maßnahmenpakete zur Abfederung des Kaufkraftverlusts durch die hohe Inflation sowie zusätzliche Ausgaben für die Versorgung von Flüchtlingen aus der Ukraine.
Darüber hinaus wird von einer „deutlichen Straffung der Geldpolitik“ ausgegangen, wodurch die langfristigen Zinssätze in Österreich ab Mitte des Prognosezeitraumes ein Niveau von 4,5 Prozent erreichen würden – das sind drei Prozentpunkte mehr als noch in der März-Prognose angenommen. In der Folge nehme damit der Zinsendienst für die Staatsschulden stärker zu.
Die vorliegende mittelfristige Prognose geht von einem – relativ – positiven Szenario aus. So seien für Österreich und die wichtigsten Handelspartner wie China ab dem zweiten Halbjahr 2022 keine weiteren nennenswerten Beschränkungen der wirtschaftlichen Aktivität aufgrund der Pandemie unterstellt. Weiters basiert die Prognose auf der Annahme, dass die Erdgas- und Rohöllieferungen aus Russland bzw. Kasachstan „nicht dauerhaft eingeschränkt werden“. Verschärfungen der Krisen wie eine gefährlichere Variante des Coronavirus, eine Ausweitung des Ukraine-Krieges oder Erdgaslieferstopps würden die Lage weiter verschlechtern.
(ORF.at/Agenturen)