Tauziehen der Gewerkschaftler – Verhandlungen auf Hochtouren

Bei einer Versammlung streikender Arbeiter des EVVA-Werks in Wien bekräftigte der Vorsitzende des ÖGB seine volle Unterstützung für die Metallindustrie-Arbeiter im Arbeitskonflikt.

Er forderte eine Einigung, die der anhaltenden Inflation Rechnung trägt, um weitere Proteste von bis zu 900.000 Arbeitnehmern in Handel, Metallindustrie und Sozialberufen zu vermeiden. EVVA, ein Hersteller von Sicherheitstechnik, wurde als Ort des Protests gewählt, da sein CEO, Stefan Ehrlich-Adám, Hauptverhandlungsführer des Arbeitgeberverbands der metallverarbeitenden Industrie (FMTI) ist.

Mehr als 100.000 Metallindustrie-Mitarbeiter waren zuletzt an den Streiks beteiligt, wegen des ausstehenden Tarifvertrags 2024 (gültig ab November 2023).

EVVA erklärte, dass auch Streikende aus anderen Betrieben und Vertreter von PRO-GE, GPA, AK und SPÖ teilgenommen haben.

Die Arbeitnehmervertreter von PRO-GE und GPA fordern 10,6% mehr Bruttolohn, während die Arbeitgeber zuletzt 8,2% Lohnerhöhung anboten.

Andreas Babler von der SPÖ drückt seine volle Solidarität mit den Arbeitnehmern aus und kritisierte die hohe Inflation in Österreich.

Die achte Runde der Tarifverhandlungen findet am Donnerstag statt, wobei auch Handel und Sozialberufe verhandeln. Beamte erhielten bereits eine 9,15%ige Lohnerhöhung und eine Einigung auf eine 9,7%ige Pensionssteigerung wurde erzielt.

Wifo-Chef Gabriel Felbermayr schlug vor, die Lohnerhöhungen an die Inflation anzupassen und eventuell Arbeitszeitverkürzung oder mehr Urlaub anzubieten.

EVVA-Chef Ehrlich-Adám kündigte an, gegen die Streiks vorzugehen und betonte, dass Streikende keinen Lohn für die Zeit der Arbeitsniederlegung erhalten.

Verhandlungen laufen auch für den Tarifvertrag im privaten Pflege-, Gesundheits- und Sozialbereich, wobei die Gewerkschaften ein Plus von 15% fordern.

Im Handel boten Arbeitgeber zuletzt 5% plus eine Einmalzahlung von 800 Euro an, während die GPA 9,5% plus 40 Euro fordert.

Obwohl die Gewerkschaftsverhandlungen in Österreich schon lange eine Säule der Arbeitnehmerrechte sind, kommt es derzeit zu beispiellosen Spannungen aufgrund großer  Differenzen zwischen den Erwartungen der Gewerkschaften und den Arbeitgebern.

Die Situation seit Beginn der Wirtschaftskrise ist für die oben genannten Sektoren, die zu den am stärksten betroffenen gehören, aufgrund erheblicher Preiserhöhungen nicht beneidenswert.

Auf der anderen Seite haben der Krieg in der Ukraine sowie der aktuelle Konflikt zwischen Israel und Palästina zu einem enormen Preisanstieg geführt, der von keinem Land, auch nicht von einem der sozialsten, Österreich, abgefedert wurde.

Wie der Ausgang der Verhandlungen sein wird, bleibt vorerst ungewiss, die Folgen werden in jedem Fall spürbar sein, es bleibt nur die Frage, für welche Seite sie positiv und für welche negativ sein werden.

(Matija Bradić)

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