Es war die erste real stattfindende Kulturpresse-Pressekonferenz seit den Coronavirus-Maßnahmen, in der das Ars Electronica Center seine Wiederöffnung verkündet hat: eine virtuelle Wiederöffnung. Das AEC setzt in der Krisenzeit damit auf eine seiner größten Stärken, das persönliche Vermittlungsangebot. „Wir sind die Ersten, die das in Oberösterreich umsetzen“, sagte der Linzer Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ).
Mit dem neuen virtuellen Angebot setze das AEC neue Maßstäbe im kulturellen Vermittlungsbereich, so die Linzer Kultur-Stadträtin Doris Lang-Mayerhofer: „Man sieht, so eine Krise bringt auch Chancen zur eigenen Weiterentwicklung“.
„Dem Pragmatismus geschuldet“
AEC-Leiter Gerfried Stocker sieht es nüchtern: Die Idee sei „dem Pragmatismus geschuldet“. Denn: „Wenn man in der Albertina plötzlich alleine vor einem Bild stehen kann, entsteht Qualität. Bei uns entsteht Frust“, sieht er angesichts der Abstandsregeln keine Möglichkeit, den normalen Museumsbetrieb im AEC vorerst wieder zu starten. Die Führungen im „Museum der Zukunft“ sind nämlich stark interaktiv ausgelegt, mit Guides, mit Laborsituationen und mit Fokus auf Ausprobieren und Hingreifen. „Wir bräuchten mehr Leute, die ständig desinfizieren, als Besucher im Haus sind.“
Daher hat man sich die Heimzustellung überlegt: Grundlage bildet ein Programm mit Veranstaltungen – zum Beispiel Führungen, Vorträge, Konzerte, Workshops – ganz wie im normalen AEC-Alltag auch.
Mitmachen oder „nur schauen“
Besucher können sich entweder in einer Art Videokonferenz in Führungen einloggen und interaktiv teilnehmen oder dem Ganzen passiv per Stream folgen. Das Angebot ist vorerst kostenlos und startet mit einem Konzert von Maki Namekawa und Dennis Russel Davies am 1. Mai.
Gerade angesichts der Veränderungen durch die Coronavirus-Krise ist für Stocker aber auch klar, dass das Ars Electronica Festival, das sich dem Diskurs über gesellschaftliche Entwicklungen widmet, heuer „unverzichtbar ist“. Aus den bekannten Gründen wie Pandemie-Maßnahmen und Reisebeschränkungen werde es „ein Festival mit Zehntausenden in den Kepler Gardens am Campus der JKU sicher nicht spielen“.
57 Unis aus aller Welt
Aber es sei sehr wahrscheinlich, dass 57 Universitäten aus aller Welt „Geld, Zeit und Lust haben, vor Ort etwas zu machen“. Die Ars Electronica wolle dafür eine Plattform schaffen – „ganz egal, wie viele Leute sich im September gerade versammeln dürfen“, so Stocker. Auch in Linz will man mit möglichst vielen Orten arbeiten.