Betroffen sind Haupthaus und Kammerspiele. Die Lage am Haus sei alles andere als rosig, wie Direktor Herbert Föttinger deutlich machte: „Es ist eine verzweifelte Situation. Wir bekommen im Halbstundentakt Meldungen über Verdachtsfälle, positive Tests, Symptome, Krankenstandsverlängerungen von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.“
Man könne mittlerweile nur mehr von Tag zu Tag reagieren, die Planungssicherheit sei perdu. „Es stellen sich mit dem sprunghaften Anstieg der Positivmeldungen viele Fragen, auf die es keine praktisch sinnvollen Antworten gibt, wenn man Verantwortung für die Sicherheit der 450 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen zu tragen hat und gleichzeitig einen täglichen Spielbetrieb sichern soll“, unterstrich Föttinger.
Jelinek-Premiere soll stattfinden
Abseits der kommenden Woche hat die aktuelle Situation auch Auswirkung auf die weiteren geplanten Premieren, wird doch auch der Probenbetrieb beeinträchtigt. So wurden die Proben für die beiden Produktionen „Was Ihr wollt“ und „Leopoldstadt“, die im Spielplan als „in Vorbereitung“ geführt werden, in den Februar verschoben.
An der bereits dreimal verschobenen Premiere des Jelinek-Stücks „Rechnitz (Der Würgeengel)“ am 15. Jänner hält man indes fest. Die Inszenierung von Anna Bergmann „soll unter allen Umständen gezeigt werden“, heißt es dazu am Samstag aus dem Theater in der Josefstadt.
Situation für Kulturszene immer angespannter
Das Theater in der Josefstadt ist nur ein Beispiel dafür, wie sehr die Kulturszene unter der Pandemie leidet. Lockdowns, Öffnungen unter verschärften Maßnahmen, Einnahmenverluste sowie die Sperrstunde 22.00 Uhr sorgen für eine angespannte Situation. Vor allem in der Staatsoper sorgte Omikron schon für Ausfälle bei Sängerinnen und Sängern.
Einige Tage war die Oper geschlossen. Nun kann aber nach Umplanungen wieder gespielt werden. Die Tests seien ausgeweitet worden, sagte der Geschäftsführer der Bundestheater Holding, Christian Kircher. So werde täglich vor den Proben mit Schnelltest und PCR getestet, um jede mögliche Infektion auszuschließen.
Wie lange kann Pandemie ausgehalten werden?
Auch die frühere Sperrstunde macht den Bühnen zu schaffen. So wurde die Beginnzeit in der „Komödie am Kai“ vorverlegt. „Jeder Besucher wurde darüber persönlich informiert“, erklärte Direktorin Sissy Boran. Alle hätten sich auch bereit erklärt, früher zu kommen.
Doch die hier wichtigste Frage des neuen Jahres ist wohl, wie lange und unter welchen Bedingungen dürfen die Bühnen offen sein? Die dramatische Entschuldungsaktion für das Theater in der Josefstadt und die selbstständig beschlossene Schließung des Wiener Volkstheaters bis 7. Jänner waren die Vorboten: Nach Corona wird die Theaterlandschaft wohl nicht mehr dieselbe sein wie vorher.
(Agenturen)