Österreich steuert auf einen Ärztenotstand zu

Rund um die Ärztekammerwahlen in Österreich ist der Ärztemangel wieder Thema. In welchen Bundesländern und Sparten Ärztinnen und Ärzte konkret fehlen und was Jungärzte konkret fordern.

Auf den designierten Gesundheitsminister Johannes Rauch kommt eine Herkules-Aufgabe zu: Unserem Gesundheitswesen droht durch die bevorstehende Pensionierungswelle der Generation 50plus der Kollaps. Laut Ärztekammer Österreich (ÖÄK) besteht jetzt schon ein Bedarf von 1.536 Stellen pro Jahr, um den Status quo aufrecht zu erhalten.

Trotz Zustroms – im Jahr 2020 kamen 1.480 Turnus- und 225 ausgebildete Ärzte aus dem Ausland zu uns – wird der Bedarf laut ÖÄK nicht abgedeckt – viele von ihnen kehren zurück in ihre Heimat. Auch arbeiten viele Ärzte nur Teilzeit.

Ende 2021 waren 225 Kassenstellen, davon 99 Facharztstellen, unbesetzt, die meisten mit je 55 in Niederösterreich und Wien, gefolgt von Oberösterreich (41). Kärnten und Salzburg sind relativ gut versorgt. Bei den Fachärzten mangelt es vor allem an Kinder- und Frauenärzten. Auffällig ist, dass in Wien auf 1.000 Einwohner fast sieben Ärzte kommen, in ländlich geprägten Bundesländern im Schnitt nur vier.

Viele Jungmedizinerinnen und -mediziner glauben, dass das Problem des Ärztemangels hausgemacht ist und wünschen sich eine jüngere, weiblichere und transparentere Ärztekammer, wie eine Befragung durch das Magazin „Hausärztin“ ergibt. Tenor der Forderungen: bessere und auch betriebswirtschaftliche Ausbildung, attraktivere Angebote für Kassenverträge, wie die Überarbeitung des Leistungskatalogs, mehr Geld fürs Ärztegespräch, kostendeckende Pauschalen statt zig kleiner Einzelleistungen. Insgesamt brauche es eine bedarfsorientierte Gesundheitsplanung.

Zu den Ärztekammerwahlen

Alle fünf Jahre wählen Österreichs Ärztinnen und Ärzte ihre Standesvertretung neu, wobei zunächst in den Bundesländern die Weichen gestellt werden für das Finale am Ärztekammertag im Juni. Die Wahlen begannen in Tirol am 22.02.2022.

Rund 48.000 wahlberechtigte Ärztinnen und Ärzte entscheiden, es kommt in vier Bundesländern zu Wechseln an der Spitze. Vier Landespräsidenten kandidieren nicht mehr: Artur Wechselberger in Tirol, Michael Lang im Burgenland, Christoph Reisner in Niederösterreich und Michael Jonas in Vorarlberg.

Der derzeitige ÖÄK-Präsident Thomas Szekeres, auch Präsident der Ärztekammer für Wien, will eine zweite Amtszeit auf Bundesebene. Auch sein langjähriger Herausforderer, Johannes Steinhart, 2. ÖÄK-Vizepräsident und Obmann Bundeskurie niedergelassene Ärzte, strebt das Amt an.

 

(MeinBezirk)

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