Zudem unterbreite die Bank Angebote für vorrangige Schuldtitel gegen Barzahlung in Höhe von bis zu drei Milliarden Franken. Die Anleihen der Bank waren wegen Sorgen um die Stabilität des Instituts unter Druck geraten. Nun nutzt die Credit Suisse die gesunkenen Preise, um die Titel zurückzukaufen. Zudem spare man dadurch Zinskosten.
Nach einem dramatischen Kursverfall hatte die SNB der Bank nur Stunden zuvor Unterstützung angeboten und gleichzeitig betont, die CS erfülle die an systemrelevante Banken gestellten Anforderungen bezüglich Kapital und Liquidität. Man verfolge die Entwicklungen genau und stehe mit dem Schweizer Finanzministerium in engem Kontakt, um die Finanzstabilität sicherzustellen. Die Credit Suisse ist die erste weltweit systemrelevante Bank seit der Finanzkrise, die maßgeschneiderte Hilfe erhält.
Bankchef Ulrich Körner dankte der SNB und der schweizerischen Finanzmarktaufsicht (FINMA) für die Unterstützung. Mit den Maßnahmen werde die Bank gestärkt, um für die Kunden und andere Anspruchsgruppen Mehrwert zu schaffen. „Mein Team und ich sind entschlossen, rasch voranzukommen, um eine einfachere und stärker auf die Kundenbedürfnisse ausgerichtete Bank zu schaffen.“
Die Credit Suisse steckt nach zahlreichen Skandalen in einem tiefgreifenden Konzernumbau, der Milliarden kostet und den Abbau von 9.000 Stellen umfasst. Am Ende soll eine Bank entstehen, die vor allem auf das Geschäft mit Millionären und Milliardären setzt und nicht mehr auf das riskante Investmentbanking. Gerade für das Geschäft mit reichen Privatkunden ist Vertrauen eine entscheidende Voraussetzung.
Dieses wurde zuletzt immer wieder erschüttert. Die ohnehin gebeutelten Aktien des Instituts brachen am Mittwoch in der Spitze um mehr als 30 Prozent auf ein Allzeittief von 1,55 Franken ein und zogen die Börsen weltweit ins Minus. Treiber des Absturzes waren zunächst Sorgen, dass die vom Kollaps der kalifornischen Silicon Valley Bank (SVB) ausgelösten Schockwellen auf den Finanzmärkten die ohnehin schon geschwächte Credit Suisse in Mitleidenschaft ziehen könnten.
Am Mittwoch kam dann die Ankündigung des neuen Großaktionärs Saudi National Bank in einem Reuters-Interview hinzu, keine frischen Mittel in die Credit Suisse einschießen zu können. Das Institut könne aus aufsichtsrechtlichen Gründen nicht mehr als zehn Prozent der Anteile halten, sagte Präsident Ammar al-Chudairi der Nachrichtenagentur Reuters. Die saudische Bank ist seit Herbst 2022 im Rahmen einer Kapitalerhöhung mit rund zehn Prozent der Aktien neue Großaktionärin der CS.
Nach Angaben des „Wall Street Journal“ („WSJ“) hat die Europäische Zentralbank (EZB) zudem die von ihr überwachten Banken hinsichtlich des Engagements bei der Credit Suisse kontaktiert. Neben der CS stürzten am Mittwoch auch etliche weitere Bankenwerte, beispielsweise mit der UBS auch die größte Schweizer Bank mit über acht Prozent, ab. Wie Reuters mit Verweis auf mit der Sache vertraute Personen berichtete, seien die Probleme bei der CS allerdings wohl mehr hausgemacht als systemisch.
Der „Tagesanzeiger“ verwies am Mittwoch auf den erst am Vortag veröffentlichte Jahresbericht der Schweizer CS-Tochter. Wie aus diesem hervorgehe, kämpfe die CS auch hier mit milliardenschweren Geldabflüssen. „Innerhalb eines Jahres haben Kundinnen und Kunden rund 28 Prozent ihrer Einlagen von der Großbank abgezogen. Das sind rund 51 Milliarden Franken (rund 52 Mrd. Euro, Anm.)“, so die Zeitung, der zufolge der Schweizer Heimatmarkt „bislang als sicherer Anker der kriselnden Großbank“ gegolten habe.
In dem am Dienstag mit Verspätung veröffentlichten Geschäftsbericht war schließlich auch von Mängeln in der internen Kontrolle bei der Finanzberichterstattung die Rede. Die CS wollte den Geschäftsbericht eigentlich schon am Donnerstag letzter Woche veröffentlichen. Doch eine Intervention der US-Wertpapieraufsicht SEC veranlasste das Institut, die Publikation aufzuschieben. Die SEC sah Klärungsbedarf bei technischen Aspekten der Buchführung und damit zusammenhängenden Kontrollmechanismen.
Die Bank gab nun bekannt, dass Vorkehrungen zur Ermittlung von Falschangaben in der Finanzberichterstattung ungenügend waren. Der Buchprüfer PricewaterhouseCoopers (PWC) kam zu einem ähnlichen Schluss. Dennoch bestätigte die Bank die Finanzergebnisse für die Geschäftsjahre 2022, 2021 und 2020.
Mit einem Verlust von 7,3 Milliarden Franken verzeichnete das Institut 2022 eines der schwächsten Jahre seiner 167-jährigen Geschichte. Vor allem die Kosten für die Sanierung und der Kollaps der Erträge im Investmentbanking lasteten auf dem Ergebnis. Auch im laufenden Jahr erwartet der Konzern einen erheblichen Vorsteuerverlust.
(ORF.at)