Die U1 als verkehrstechnische Lebensader Wiens

Seit 44 Jahren ist die „rote Linie“ U1 eine der Öffi-Lebensadern Wiens. In ihrer bewegten Geschichte hat sie so manche Wienerin und so manchen Wiener auch Mal zur Verzweiflung gebracht – einen Platz in den Herzen hat sie sich auch gesichert.

Der kalte Spaten traf klirrend auf harte Wiener Erde am Karlsplatz an diesem kühlen 3. November des Jahres 1969. Weltweit stand in diesem Jahr alles im Schatten der ersten bemannten Mondlandung. „Ein großer Schritt für die Menschheit“, wie Neil Armstrong durchaus berechtigt anmerkte. Ein großer Stich für Wien war der offizielle Beginn der U1-Bauarbeiten auf jeden Fall ebenfalls.

Denn es war der Startschuss für die heute längste U-Bahnlinie Wiens. Auf 19,2 Kilometern verbindet sie heute mit 24 Stationen Favoriten mit Floridsdorf. In 34 Minuten Fahrtzeit werden dabei zudem Stationen in der Inneren Stadt, auf der Wieden, in der Leopoldau und in der Donaustadt angesteuert.

So ist die U1 eine verkehrstechnische Lebensader, die schon in ihren Geburtsstunden für großes Aufsehen bei den Wienern sorgte. In den Wochen, Monaten und Jahren nach dem Spatenstich wurden am Karlsplatz, Stephansplatz und schließlich auch Schwedenplatz große Baugruben ausgehoben. Die Neugier der Wiener war dementsprechend groß. Doch auch Verunsicherung und Unverständnis gegenüber dem Monsterprojekt machte sich breit.

Stück für Stück

Aufgehalten hat dies den Baufortschritt nicht. Ende August 1972 war ein erster Meilenstein erreicht – ein Großteil des Tunnels zwischen Karlsplatz und Stephansplatz war fertiggestellt. Es folgten weitere Teilabschnitte und erste Probefahrten, ehe am 25. Februar 1978 das erste Teilstück zwischen Reumannplatz und Karlsplatz in Anwesenheit von politischer Prominenz eröffnet wurde. Sieben Monate später erfolgte die Eröffnung des zweiten Abschnittes zwischen Karlsplatz und Stephansplatz.

Kurze Zeit später erreichte die junge U1 bereits den Nestroyplatz. Unaufhaltsam schlängelten sich die U-Bahnen durchs Zentrum und dockten ab 1981 auch am Praterstern an. Hier hätten die Arbeiten ursprünglich enden sollen, doch der Einsturz der Reichsbrücke stellte die Pläne nochmal auf den Kopf. In die neue Brücke wurde gleich eine Verlängerung der U1 mit eingeplant. So erreichte man schon bald die gegenüberliegende Seite der Donau. Es sollte Zeit zum Verschnaufen geben – denn der weitere Ausbau durch die weitläufigen und stark wachsenden Bezirke jenseits der Donau wurde erst im neuen Jahrtausend realisiert.

Ein Platz im Herzen

Zwischen 2002 und 2006 wurde wieder fleißig gebaut und die U1 erhielt fünf neue Stationen, die vor allem den großen Siedlungen, die nach Ende des 2. Weltkriegs entstanden waren, eine schnellere Verbindung ins Zentrum ermöglichen sollten. Mit der Station Leopoldau hatte die U1 schließlich die Stadtgrenze erreicht. Es wurde Zeit für ein erstes Lifting. Denn die Rote Linie war in ihren ersten Abschnitten bereits etwas in die Jahre gekommen. 2012 wurde der Bereich zwischen Reumannplatz und Schwedenplatz generalsaniert.

Währenddessen zeigte sich, dass die Erfolgsgeschichte der U1 noch nicht zu Ende sein sollte. Ein weiterer Ausbau nach Süden wurde seit 2010 realisiert. Oberlaa sollte fortan der Schlusspunkt der Linie werden und wurde im September 2017 eröffnet. Von nun an soll auch der Aufenthalt in der Therme nur noch wenige Fahrtminuten vom Stadtzentrum entfernt möglich sein.

(MeinBezirk.at/Foto: Pixabay)

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