Neujahrskonzert erstmals mit Chormädchen

Zum dritten Mal hat Franz Welser-Möst das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker dirigiert und dabei auf ein überwiegend neues Programm gesetzt. Erstmals sangen die Wiener Chormädchen.

14 der 15 Werke waren erstmals beim Neujahrskonzert im Goldenen Saal des Musikvereins zu hören. Lediglich der Walzer „Aquarellen“ von Josef Strauß war 2002 schon einmal Teil des Programms. Den musikalischen Höhepunkt – vom „Donauwalzer“ abgesehen, der standesgemäß immer Höhepunkt ist – bildete wohl das wahrscheinlich untypischste Stück für den Anlass, ein „Allegro fantastique“ als fulminante Orchesterfantasie.

„Ich möchte wirklich den Beweis antreten, dass das so viel herrliche Schätze verborgen sind, die es sich lohnt zu heben. Für mich ist es einfach eine spannende Entdeckungsreise und ich glaube wirklich, die Leute werden da zuhören und sagen Wahnsinn, warum haben wir das noch nie gehört?“, hatte Franz Welser-Möst im Vorfeld des Konzerts gegenüber „Wien heute“ betont.

Drittes Neujahrskonzert mit Welser-Möst

Als persönlicher Favorit nannte er den beinahe als Tondichtung zu verstehendem Walzer „Perlen der Liebe“ von Josef Strauß. Welser-Möst führte die Philharmoniker nach 2011 und 2013 zum dritten Mal durch ein Neujahrskonzert.

Was bei aller Neuerung gleich blieb, war die große Dominanz der Strauß-Familie zum Jahresbeginn. Von Eduard Strauß’ Polka „Auf und davon“ über Johann Strauß’ „Zigeunerbaron-Quadrille“ bis hin zu Josef Strauß’ „Heldengedichte“ erstreckt sich der neue, neujahrskonzertlich noch unerschlossene Klangkosmos.

Chormädchen sangen mit Sängerknaben „Heiterer Muth“

2023 wirkten erstmals in der Geschichte beim Neujahrskonzert neben den Wiener Sängerknaben auch die Wiener Chormädchen mit – die 2004 ins Leben gerufene, weibliche Fraktion des Traditionschores. Die Mädchen trugen dabei ein maritim inspiriertes, zum Matrosenanzug der Burschen passendes Gewand. Gemeinsam mit den Sängerknaben sangen sie Josef Strauß’ „Heiterer Muth“.

Eine Premiere gab es auch bei der Moderation. Nach Ernst Grissemann, der das Neujahrskonzert 25 mal präsentiert und 2008 an Barbara Rett übergeben hat, übernanhm Theresa Vogl. „Prinzipiell ist es natürlich eine riesige Ehre, und mit der Würde des Amtes kommt natürlich schon noch eine kleine Bürde. Ich bin einfach schon aufgeregt. Also ich bin positiv angespannt und habe mich natürlich gut vorbereitet“, so Vogl.

Wiener Weltausstellung im Pausenfilm

15 ORF-Kameras setzten das musikalische Großereignis ins Bild, das in knapp 100 Ländern weltweit ausgestrahlt wird und für das die Wiener Stadtgärten den Goldenen Saal wieder in ein Blumenmeer verwandelten. Für die TV-Regie zeichnete zum siebenten Mal Michael Beyer verantwortlich.

Der Pausenfilm, der heuer wieder in rund 70 der übertragenen Länder zu sehen und damit eines der erfolgreichsten heimischen Filmwerke sein dürfte, kam von Barbara Weissenbeck und Nicholas Pöschl. Das Regieduo widmete sich in seinem viertelstündigen Werk dem Jubiläum der Wiener Weltausstellung von 1873. Dafür ließ man virtuell das Ausstellungsgelände im Prater rund um die Rotunde, damals der größte Kuppelbau der Welt, wiederauferstehen – und hatte mit Welser-Möst und Vertretern der Philharmoniker auch prominente Schauspieleleven zum Mitmachen überredet.

Neuerungen gab es auch bei den traditionellen Balletteinlagen, von denen nun drei anstelle der üblichen zwei zu sehen waren. Die Choreografie steuerte zum dritten Mal nach 2013 und 2014 Ashley Page bei. Die Tänzer wurden bei „Perlen der Liebe“ im Rokokoschloss Laxenburg und seiner Parkanlage gefilmt, als Schauplatz für „Auf und davon“ dient der Gartenpavillon von Stift Melk, und in den teilweise nicht öffentlich zugänglichen Innenräumen des Stifts spielt die dritte Tanzeinlage, die zum Konzertfinale mit „An der schönen blauen Donau“ zu sehen sein wird.

„Das ist eine Generationenfrage“

Wann einmal eine Frau am Pult des Neujahrskonzert zu erleben sein wird, steht indes noch in den Sternen. „Wir werden eine weibliche Dirigentin haben, wenn die Zeit kommt“, ließ sich Philharmoniker-Vorstand Froschauer auf Nachfrage noch nichts Konkretes entlocken.

Franz Welser-Möst hingegen betonte, dass es hierbei nicht auf das Geschlecht, sondern die Erfahrung ankomme, die man mit dem Orchester gesammelt habe: „Schauen Sie, vor 30, 40 Jahren hat es praktisch überhaupt keine weiblichen Dirigenten gegeben. Es ist das Neujahrskonzert etwas, das wirklich stressig ist und das funktioniert nur, wenn da wirklich eine enge Beziehung zwischen Orchester und Dirigent ist. Inzwischen ist es ja bitte so, dass zum Beispiel in Deutschland in den Orchestern bereits mehr Frauen als Männer sind. Das ist eine Generationenfrage, das wir sich von ganz alleine lösen.“

(ORF.at/Agenturen/Foto: screenshot youtube)

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