„Seit 1965 stand das Wasser nicht mehr so niedrig wie jetzt“, sagt Karl Maracek vom hydrografischen Dienst. Bei Nord-West-Wind würde beispielsweise in Breitenbrunn (Bezirk Eisenstadt-Umgebung) gut ein Meter Wasser fehlen, viele Segler mit großen Schiffen hätten Probleme, aus den Häfen auszulaufen. Die aktuelle Entwicklung deute auf den Klimawandel hin.
Täglich verschwinden drei Milliarden Liter Wasser
„Bei heißem Wetter sinkt der Neusiedler See nur durch Verdunstung um einen Zentimeter pro Tag, das sind drei Milliarden Liter Wasser“, rechnet Wetter-Experte Thomas Wostal auf seiner Homepage „Wetterzeit“ vor. Durch Regen und Schneefall gewinnt der See zwar pro Jahr rund 570 Millimeter Wasserhöhe, durch Verdunstung verschwinden jedoch rund 660 Millimeter Wasser. Das ergibt pro Jahr ein Minus von 90 Millimetern.
Ein See, der eine durchschnittliche Tiefe von rund einem Meter hat und pro Jahr neun Zentimeter sinkt, bekommt schnell ein Problem. Zum Glück hat der Neusiedler See auch ein paar (wenige) Zuflüsse. Vor allem die Wulka und der Golser Kanal in Österreich und der Rákos-patak in Ungarn sorgen dafür, dass der Neusiedler See nicht völlig verschwindet. Vorerst zumindest.
Hoffen auf Regen
Die Forderung, eine Zuleitung zu bauen und den zweitgrößten Steppensee Europas etwa mit Wasser aus der Donau oder der ungarischen Raab zu füllen, besteht seit fast zwei Jahrzehnten. Bislang waren die ökologischen Bedenken unüberwindbar. Der Neusiedler See hat einen geringen Salzanteil, das Einleiten von Flusswasser wäre extrem problematisch. Eine andere Möglichkeit wären Grabensysteme, die Wasser speichern und in der Region halten.
(heute.at)