Atomkraft scheint derzeit in Europa ein Comeback zu erleben. Möglich macht das vor allem die aktuelle Klima- und und Energiekrise und die einhergehenden astronomischen Preisen für fossile Energieträger wie Erdgas auf den Märkten. So plant etwa Tschechien, die mit den Atomkraftwerken (AKW) Temelín in Südböhmen und Dukovany in Mähren bereits zwei Anlagen haben, nun „Mini-AKWs“ („Small Modular Reactor“ oder SMR) zu bauen. In Wien zeigt man sich ob der Pläne des Nachbarlandes besorgt.
So verweist Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) auf eine Studie der Wiener Umweltanwaltschaft, die Anfang 2022 publiziert wurde. Diese zeige auf, dass es in Hinsicht auf AKWs noch viele ungelöste Fragen und sicherheitstechnische Bedenken gäbe. „Um den gewaltigen Startnachteil von doppelten Baukosten und höheren laufenden Kosten gegenüber herkömmlichen Kernkraftwerken auszugleichen, müsste eine sehr große Anzahl an Reaktoren eines Konzepts errichtet werden oder aber es müssten Abstriche bei der sicherheitstechnischen Ausstattung gemacht werden“, so Czernohorszky.
Auch Zweifel am wirtschaftlichen Nutzen
„Im dicht besiedelten Europa wären Ballungsräume bei einem Nuklearunfall extrem betroffen, eine Evakuierung auf Grund der hohen Anzahl an Betroffenen aber voraussichtlich unmöglich“, sagt der Klimastadtrat. Auch wird der wirtschaftliche Nutzen von Kernenergie im Allgemeinen stark angezweifelt. So läge der finanzielle Gesamtaufwand für Atomenergie etwa beim Dreifachen von Photovoltaik und Windkraft.
Die Stadt Wien engagiert sich seit längerem auf internationaler Ebene gegen Atomkraft. So wurde das Netzwerk „Cities for a Nuclear Free Europe“ 2011 unter dem Eindruck der Nuklearkatastrophe von Fukushima auf Initiative der Bundeshauptstadt gegründet. 33 europäische Städte setzen sich damit aktiv für ein nuklearfreies und sicheres Europa einsetzen.
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