Weihnachtshandel heuer schwer unter Druck

Im Handel ist am Ende des heurigen Jahres alles anders, sowohl für die Konsumentinnen und Konsumenten als auch für die Anbieter. Die Teuerung macht vielen beim Geschenkeshopping einen dicken Strich durch die Rechnung, gekauft wird vor allem Lebensnotwendiges. Die Händler kämpfen ebenso mit steigenden Kosten, gleichzeitig sind die Warenlager voll. Was bleibt, ist die Hoffnung auf die Rabatttage vor Weihnachten, auch wenn mancher Nachlass gar nicht mehr wirtschaftlich ist.

Teuerung, Energiekrise und allgemeine Unsicherheit machen luxuriöse Weihnachtsgeschenke für viele heuer zum Tabu. Der Schwerpunkt des Einkaufs liegt beim Lebensnotwendigen, rund 80 Prozent der Konsumentinnen und Konsumenten müssten einsparen oder ihre Geschenke redimensionieren, sagt Handelsverbandschef Rainer Will gegenüber ORF.at.

Das spüren nicht nur die Geschäfte quer durch Europa in gleicher Weise, sondern auch erstmals die Onlinehändler, gleich ob heimisch oder international: Nach Jahrzehnten der zweistelligen Zuwachsraten gibt es heuer erstmals ein reales Minus von drei Prozent im Onlinehandel, so Will. Das sehe man bei den Branchenriesen – Amazon streicht etwa weltweit derzeit rund 10.000 Jobs – als auch bei den inzwischen rund 9.000 heimischen Webshops.

Die stationären Händler leiden neben der lauen Konsumstimmung zusätzlich unter den hohen Ausgaben: Produktionskosten und Mieten gehen durch die Decke, 61 Prozent beklagen laut Handelsverband zu wenig Eigenkapital. Heuer wird jeder zweite Händler Verluste schreiben. „Rund 6.000 Geschäfte werden bis Jahresende zusperren“, so Will. Martin Sonntag von der Wirtschaftskammer sieht als weiteres Problem einen Arbeitskräftemangel, wie er gegenüber ORF.at angibt – bei den „Firmen selbst als auch in großem Maß bei den Logistikdienstleistern“.

Peitscheneffekt zeigt Wirkung

Gleichzeitig sind die Lager voll, nach den beiden Pandemiejahren hat der Peitscheneffekt stark zugeschlagen: Weil die gestörten Lieferketten vor wenigen Monaten noch zu langen Verzögerungen geführt haben, bestellten die Verkäufer mehr als nötig, um zumindest einen Teil der Waren vorrätig zu haben. Nun, da sich die Lage wieder einpendelt, bleiben sie auf ihren Kontingenten sitzen. Was während der Hochphasen der Pandemie vergriffen war – etwa Sportmode und Allerlei zum Verschönern von Haus und Garten –, rangiert nun in der Kategorie Ladenhüter. Das „Cocooning“, das Einigeln, ist offenbar vorbei.

Noch immer leiden viele Händler zwar unter Lieferengpässen, das betrifft aber laut Will jeweils nur einzelne Produkte, etwa das jüngste iPhone. Außerdem gebe es heuer auch Ausreißer, die der Energiekrise geschuldet seien.

So sei die Nachfrage nach Wärmespendern überhitzt, Heizdecken seien etwa vergriffen. Auch Elektroheizstrahler und Flanellbettwäsche boomten. Abseits dieser Produktarten aber sei alles vorrätig, das unter dem Weihnachtsbaum landen könnte.

Hoffnung liegt auf Rabatttagen

Große Hoffnung legen die Händler daher heuer in die Rabatttage vor Weihnachten, „Black Friday“ und „Cyber Monday“. Die inzwischen auch in Europa etablierten Angebotsaktionen entwickelten sich vor allem für Onlinehändler zum Rettungsanker. Auch wenn rund ein Drittel der Menschen weniger Geld für Geschenke ausgeben will, setzen doch heuer 77 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher darauf, diese Sondereinkaufstage zu nutzen, um schon erste Weihnachtsgeschenke zu kaufen.

Die Vorteile wären klar: Die Bestellungen können rechtzeitig eintrudeln, die Rabatte werden schlagend und das 14. Gehalt wird ausgezahlt. Die Konsumenten seien gut beraten, sich heuer früh um die Weihnachtsgeschenke Gedanken zu machen, so Sonntag von der Wirtschaftskammer. Shoppen in letzter Minute könnte Zustellprobleme mit sich bringen, zudem „werden bei den meisten unserer Onlinehändler die Aktionen, umso näher es zu Weihnachten hin geht, entsprechend weniger werden“. Das Christkind kaufe „heuer früher und überlegter als sonst“, so Sonntag.

Zweckoptimismus herrscht vor

Auch der stationäre Handel setzt auf die vorweihnachtliche Rabattschlacht, selbst wenn er „ungesunde“ Nachlässe gewähren muss, so Will, also auch, wenn die Rabatte unwirtschaftlich sind. Wenn man aber die Miete zu bezahlen habe, nehme man das mitunter in Kauf.

Es herrsche ein Zweckoptimismus vor, und die Hoffnung auf bessere Zeiten. Gleichzeitig gibt es schon erste Erwägungen für das neue Jahr, etwa die Öffnungszeiten in Einkaufszentren zu reduzieren, um Energie zu sparen. Zunächst wolle man aber Weihnachten und die starken Umtauschtage abwarten.

(ORF.at/Foto: Pixabay)

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