Österreichische Medien: Wer ist Sanela G. aus Bosnien, die Spendengelder für die Opfer des Massakers veruntreut haben soll?

Mehrere österreichische Medien berichten heute über den Fall von Sanela G., einer Österreicherin mit bosnischen Wurzeln, die beschuldigt wird, rund 37.000 Euro an Spenden, die für die Familien der Opfer des Schulmassakers im BORG Graz bestimmt waren, für sich selbst einbehalten zu haben.

Vor drei Monaten startete sie eine Kampagne auf der Plattform GoFundMe, in der sie sich als Verwandte eines Opfers ausgab. Angeblich sei ihre Tante die Mutter einer der getöteten Schülerinnen.

Schon seit Anfang September haben österreichische Medien die Spendenkampagne genauer untersucht – und sind dabei auf erstaunliche Enthüllungen gestoßen.

Sanela G. gilt als mutmaßliche Betrügerin, die seit mindestens zehn Jahren vorgibt, Menschen in Not zu helfen, tatsächlich aber Spendengelder für sich behält. Über die Jahre erfand sie zahlreiche Identitäten und Rollen: Mal trat sie als Polizistin, Ärztin, Hebamme, Krankenschwester oder Tierschutzaktivistin auf, mal schuf sie ganze Online-Personas und ein komplexes Lügengerüst.

Bereits im Dezember 2016 berichtete das Onlinemagazin Vice ausführlich über sie – damals unter dem Namen Sanela I. Zuvor nannte sie sich Sanela H. 2015 änderte sie ihren Namen offiziell bei einer Magistratsabteilung. Im Jahr 2018 heiratete sie und führt seither den Namen Sanela G.

Auch auf Instagram soll sie unter ihrem „echten“ Namen aktiv gewesen sein und über 16.000 Follower gehabt haben. Dort behauptete sie 2015, nach Aleppo und Damaskus gereist zu sein – angeblich mit Spendengeldern finanziert. Die veröffentlichten Fotos stammten jedoch von einer Journalistin des Assad-Regimes.

Auf Lesbos gab sie sich bei einer Hilfsorganisation als Kinderärztin, Hebamme und Rettungskraft aus. Im Erstaufnahmezentrum Traiskirchen nahm sie angeblich minderjährige Flüchtlinge in ihre Obhut – Jugendliche, die später spurlos verschwanden. Später stellte sich heraus, dass diese Vorfälle keine Einzelfälle waren.

Am 30. September 2016 wagte sie schließlich einen besonders dreisten Schritt: Sie inszenierte ihren eigenen Suizid und löschte zeitweise ihre Online-Profile. Fast zehn Jahre später tauchte sie nun in Graz wieder auf – diesmal als Sanela G., die sich als Angehörige der Opfer ausgab und Spendengelder für die Hinterbliebenen sammelte.

Innerhalb von nur drei Monaten flossen 37.262 Euro von 623 Spendern auf ihr Konto. Bei den Familien der Opfer kam jedoch kein Cent an.

Möglich machte das eine rechtliche Lücke: Banken in Österreich überprüfen derzeit nicht, ob der Name des Kontoinhabers mit der IBAN übereinstimmt. Wer Geld überweist, erhält keine Fehlermeldung – ein Schlupfloch, das Sanela G. skrupellos ausnutzte.

Sogar prominente Österreicher spendeten an die Kampagne, darunter der Musiker Christopher Seiler. Er berichtete, dass ihn eine Person über Instagram unter dem Namen „stura_fam2“ kontaktierte und sich als Polizist ausgab. Diese Person bat ihn, die Spendenaktion auf seinem Profil zu teilen. Seiler bot daraufhin eine Spende von 1.000 Euro an – ein Betrag, der, wie sich später herausstellte, direkt auf dem Konto von Sanela G. landete.

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