Besonders hervorzuheben sind die 4,16 Milliarden KM (ca. 2,13 Milliarden EUR), die als klassische Auslandsüberweisungen eingegangen sind. Zusätzlich kamen über 1,38 Milliarden KM (rund 706 Millionen EUR) durch Pensionen aus dem Ausland nach Bosnien und Herzegowina. Weitere 139 Millionen KM (etwa 71 Millionen EUR) entfielen auf sonstige Geldtransfers.
Damit setzt sich ein kontinuierlicher Trend fort: Während 2021 noch 4,35 Milliarden KM (ca. 2,22 Milliarden EUR) ins Land gelangten, waren es 2022 bereits 4,95 Milliarden KM (etwa 2,53 Milliarden EUR). 2023 überschritten die Transfers erstmals die Marke von fünf Milliarden KM und beliefen sich auf 5,26 Milliarden KM (rund 2,69 Milliarden EUR).
Ökonom warnt vor struktureller Abhängigkeit
Der Ökonom Admir Čavalić betont im Gespräch mit Nezavisne novine, dass dieser Geldfluss maßgeblich zur Stabilität des Landes beiträgt:
„Ohne diese Transfers wäre das soziale Gleichgewicht schwer aufrechtzuerhalten. Viele Menschen könnten ihre grundlegenden Bedürfnisse nicht mehr decken – es käme womöglich zu Protesten oder sozialen Unruhen.“
Čavalić sieht die Ursache im wachsenden Engagement einer jungen, erfolgreichen Diaspora, die ihre Familienmitglieder in Bosnien unterstützt. Die soziale Absicherung erfolge dabei weniger institutionell als privat, was langfristig problematisch sei:
„Es wäre idealer, wenn die Diaspora in produktive Investitionen statt in soziale Unterstützung investieren würde.“
Diaspora als wirtschaftlicher Motor
Laut einer Studie der kroatischen Agentur Pixsells zählt die bosnische Diaspora zu den stärksten Europas. 2023 machten die Geldtransfers 10,6 % des bosnischen BIP aus – europaweit Platz drei hinter dem Kosovo und Montenegro. Auch andere Länder der Region wie Serbien, Kroatien, Nordmazedonien und Albanien liegen in der Spitzengruppe.
Diese Zahlen zeigen: Die Diaspora bleibt ein entscheidender Wirtschaftsfaktor – und ein sozialer Stabilisator für Bosnien und Herzegowina.