Heizung runter und Licht aus

Einige Universitäten und Fachhochschulen denken wieder über Distance-Learning nach – wegen zu hoher Energiepreise.

Nach zwei Corona-Wintern freuen sich Österreichs Studentinnen und Studenten wieder auf wohlig warme Hörsäle und buntes Uni-Leben. Doch daraus könnte auch heuer nichts werden. Schuld daran sind die stark gestiegenen Energiepreise. Einige Universitäten und Fachhochschulen planen, die Studierenden unter bestimmten Voraussetzungen wieder ins Distance-Learning zu schicken.

So sind an der Universität Innsbruck bereits Maßnahmen in mehreren Stufen festgelegt worden, wie bei einer Energieverknappung oder auch anhaltend hohen Energiekosten vorgegangen werden soll. Aktuell sind die Sparmaßnahmen – etwa Fenster nicht gekippt lassen oder Raumtemperatur reduzieren – freiwillig. „Wir hoffen, dass wir damit 5 bis 10 Prozent Energie einsparen können“, sagt der Vizerektor für Infrastruktur, Wolfgang Streicher zur „Wiener Zeitung“.

5 Grad Raumtemperatur im Worst Case

Wenn sich die Lage aber zuspitzt, werden zuerst Maßnahmen wie Temperaturabsenkung auf 19 Grad umgesetzt, in weiterer Folge könnten aber auch einzelne Gebäude auf 5 Grad Raumtemperatur – frostfrei – heruntergeregelt sowie Mitarbeitende und Studierende ins Homeoffice geschickt werden. „Das wären wirklich das Worst-Case-Szenario“, hält Streicher fest, „aber wir müssen gewappnet sein.“ Die Uni hatte bis 2021 jährliche Energiekosten von etwa 5 Millionen Euro. Heuer dürften diese massiv ansteigen. „Erste Überlegungen waren, dass es etwa 15 bis 17 Millionen Euro sein werden“, so Streicher.

Ein Insider der Uni Innsbruck sieht die geplanten Maßnahmen kritisch. Es sei zwar gut, dass sich die Uni Gedanken mache, aber „die einzelnen Maßnahmen sind wenig zielführend“, befindet er. Erst ab Stufe zwei sollen Bewegungsmelder für die Beleuchtung im Gebäude installiert werden.

Die Universität Wien schließt sich den Energiesparmaßnahmen an: „Wir denken auch einen Stufenplan an“, so Cornelia Blum von der Pressestelle der Universität. Im Oktober starten die Vorlesungen ganz normal in Präsenz, da sollen auch weitere Infos zum Stufenplan folgen, aber das Konzept sei ähnlich wie das der Universität Innsbruck.

Öffentliche Universitäten werden vom Bund, genauer dem Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF), finanziert. Das Budget für Infrastruktur und strategische Entwicklung, wozu etwa Mieten und Stromzahlungen gehören, wird an die Universitäten nach dem „sachlich gerechtfertigten Bedarf“ vergeben. Insgesamt wurden für die Periode 2022 bis 2024 12,3 Milliarden Euro an die Universitäten ausgezahlt.

Da das Budget aber auf drei Jahre festgelegt ist, sind aktuell die Teuerungen nicht einberechnet, und den öffentlichen Universitäten fehlen 1,2 Milliarden Euro. „Ein enormer Betrag, den wir selbst durch die größten Anstrengungen nicht kompensieren können“, so Sabine Seidler, Präsidentin der Österreichischen Universitätenkonferenz (uniko). Immerhin müssen die Unis von ihrem Gesamtbudget im Durchschnitt rund 25 Prozent für Energiekosten und die Hälfte für Personalkosten rechnen.

Sparen, wo es nur geht an den Universitäten

Deshalb ist es nicht verwunderlich, dass Universitäten sparen, wo es nur geht. Vorerst trotzdem nicht von Schließungen reden möchte die Uni Klagenfurt, sie hat aber am Donnerstag die erste „Welle an Einsparungsmaßnahmen“ umgesetzt, das sei „kurzfristig vor allem ein finanzieller Aspekt“, sagt Uni-Sprecherin Anna Margarete Landes. Dazu gehören eine Temperaturabsenkung auf 19 Grad in allen Räumen und Checklisten mit Energiespartipps für die Belegschaft.

Am 1. Oktober folgen die nächsten Maßnahmen, da werden die Öffnungszeiten der 24-Stunden-Bibliothek eingeschränkt, in der Nacht bleibt sie künftig geschlossen. Damit geht auch die Reduzierung der Beleuchtung einher. „Natürlich können wir, sollte es Verschärfungen der Situation geben, noch weitere Maßnahmen setzen“, so Landes. Man habe Pläne für den Fall einer akuten Energiekrise ausgearbeitet, die auch Maßnahmen wie Online-Unterricht und Homeoffice beinhalten.

Mit steigenden Kosten kämpft auch die Universität Salzburg. Rektor Hendrik Lehnert lehnte gegenüber ORF Salzburg einen Distanz-Unterricht aber ab. An der Uni seien eher die Personalkosten ein Problem, die 80 Prozent des Budgets ausmachen – jährlich sind das 110 Millionen Euro. Auch aus dem Büro von uniko-Chefin Seidler wird die vorübergehende Schließung von Universitätsräumlichkeiten kritisch gesehen: „Nach mehr als zwei Jahren Corona-bedingter Einschränkungen und sozialer Isolation wäre es unzumutbar, die Last der Heizkosten auf die Studierenden abzuwälzen.“

Die Fachhochschulen, die anders als öffentliche Universitäten pro vergebenen Studienplatz gefördert werden, befinden sich ebenfalls in einer finanziellen Notlage. Die Österreichische Fachhochschul-Konferenz (FHK) fordert daher eine Anhebung der Fördersätze pro Studienplatz um mindestens 20 Prozent ab Beginn des kommenden Jahres. Ansonsten sei die hohe Qualität der Lehre nicht aufrechtzuerhalten, wie es in einer Presseaussendung heißt.

Noch keine Zusagen für Teuerungsausgleich an FHs

Kurt Koleznik, Generalsekretär der FHK, befürchtet in Hinblick auf die aktuellen Teuerungen, dass die Fachhochschulen damit rechnen müssen, Gehälter nicht entsprechend anpassen zu können. Und auch vorübergehendes Distance-Learning schließt er nicht aus. FH-intern heißt es, es gebe noch keine Zusagen für einen Teuerungsausgleich, es werde aber intensiv verhandelt, und in Nebengesprächen sei durchaus von ähnlichen Maßnahmen wie an der Universität Innsbruck die Rede. Die Schritte vor Ort dürften unterschiedlich aussehen, aus derzeitiger Sicht sei ein „Fleckerlteppich“ zu erwarten, was den Wechsel der Fachhochschulen ins Distance-Learning betreffe.

An der FH Joanneum in Graz etwa ist die weitere Vorgehensweise noch offen. „Im Moment gibt es noch keinen konkreten Plan“, sagt Medienkoordinatorin Marion Velik. Man sei mit der Steirischen Hochschulkonferenz, dem BMBWF und den österreichischen Hochschulen in Kontakt und könne umgehend und situationsbedingt entsprechende Maßnahmen setzen. Die FH Joanneum hat, einem Insider zufolge, für das Finanzjahr 2022 bis 2023 Energiemehrkosten von etwa 1 Million Euro, die das Budget deutlich sprengen.

(WienerZeitung)

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