In Norditalien habe sich die Konzentration des Schadstoffs Stickstoffdioxid „im Durchschnitt fast halbiert“, sagte Vincent-Henri Peuch vom europäischen Erdbeobachtungsprogramm Copernicus der Nachrichtenagentur AFP.
Die Europäische Umweltagentur berichtete über ähnliche Luftveränderungen in Barcelona und Madrid, wo die spanischen Behörden Mitte März eine Ausgangssperre verhängt haben. Zuerst waren die Veränderungen in der Luft in China, dem Ursprungsland der Coronavirus-Pandemie, aufgefallen. Bilder der US-Raumfahrtbehörde NASA aus dem Februar zeigten eine starke Verringerung der Konzentration von Stickstoffdioxid in Wuhan, während über die gesamte Provinz Hubei mit rund 60 Millionen Menschen eine Ausgangssperre verhängt war.
Konzentration von Schadstoffen ist wetterabhängig
„Dies ist das erste Mal, dass ich einen so dramatischen Abfall über einem so großen Gebiet für ein bestimmtes Ereignis gesehen habe“, sagte der NASA-Forscher Fei Liu. Da China den Höhepunkt seiner Krise mittlerweile hinter sich hat, ist auf neueren Bildern der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) ein Wiederanstieg der Stickstoffdioxid-Emissionen zu erkennen.
Stickstoffdioxid (NO2) wird hauptsächlich von Fahrzeugen, Industrieanlagen und Heizkraftwerken produziert. „NO2 ist ein kurzlebiger Schadstoff mit einer Lebensdauer in der Atmosphäre von etwa einem Tag“, sagte Peuch. Der Schadstoff kann eine schwere Entzündung der Atemwege hervorrufen.
Laut Peuch hängt die Konzentration der Schadstoffe auch vom Wetter ab. Außerdem würden einige Emissionsquellen wie die Energieproduktion und der Energieverbrauch der Haushalte „wahrscheinlich nicht merklich abnehmen, wenn mehr Menschen zu Hause bleiben müssen“. Der Wissenschaftler erwartet jedoch, dass auch die Konzentration der Feinstaubpartikel und von Kohlenmonoxid (CO) „mit der Zeit voraussichtlich ebenfalls abnehmen“ wird.
Weitere Regionen werden überprüft
Wissenschaftler überprüfen nun auch die Daten für andere Länder und Regionen, die ihre Einwohnerinnen und Einwohner aufgefordert haben, zu Hause zu bleiben, darunter Bayern, Belgien, Kalifornien und Frankreich, um zu sehen, ob der Trend ähnlich ist.
red, ORF.at/Agenturen