Favoritens Bezirksvorsteher Marcus Franz am Reumannplatz, wo nach vier Wochen Zwangspause die Arbeit wieder aufgenommen wurde. Fertigstellung des neuen Bezirkszentrums ist im Herbst 2020.
Seit Ihrem Amtsantritt sind Sie viel bei den Leuten im Bezirk unterwegs. Etwa mit Ihren Sprechstunden in Beisln, Sportplätzen, Kaffees, Hundezonen und vielem mehr. Derzeit verzögern sich viele Dinge. Können sie uns einige geplante Aktivitäten und Projekte für die Zukunft mitteilen?
FRANZ: Wir planen Selbsterntefelder am Kirchenacker in Oberlaa zu verlosen. Nach der langen Isolation sehnen sich die Menschen wieder nach der Natur. So können auch Favoritner, die keinen Garten haben, die Früchte eigener Arbeit ernten. Wir wollen auch die Pflanzentröge in der Fußgängerzone Favoritenstraße – gemeinsam mit der Bevölkerung – farbig anmalen. Wir eröffnen in diesem Jahr auch die Discgolfanlage im Volkspark am Laaerberg, den neuen Mistplatz in der Gudrunstraße, zwei neue Schulen – Grundäckergasse und Biotope City – im Herbst. Wir planen noch ein Urban Gardening Projekt in der Quellenstraße. Auch der zentrale Favoritner Platz, der Reumannplatz, soll im Herbst neu eröffnet werden. Und, und, und.
Haben sich die Bewohner des 10. Wiener Bezirks an die Maßnahmen der österreichischen Regierung gehalten, um die Ausbreitung des Coronavirus zu stoppen? Sind Sie damit zufrieden?
FRANZ: Der Großteil war diszipliniert. Laut Rücksprache mit der Polizei und dem Stadthauptmann von Favoriten, hat sich die Situation da, wo es Verbesserungsbedarf gab, bereits gebessert.
Wie haben Sie als Bezirksvorsteher den Bürgern in Favoriten geholfen, mit Schließungsmaßnahmen leichter umzugehen?
FRANZ: Schutzmasken sind leider noch immer Mangelware. Vor allem bei Pflegeberufen ist das eine nicht haltbare Situation. Denn gerade jetzt ist Unterstützung für diejenigen, die sich für unsere Alten und Kranken einsetzen, besonders wichtig. Wir sollten die wahren Leistungsträger bei ihrer wertvollen Arbeit unterstützen. Deshalb haben wir der Volkshilfe Favoriten 1.000 Schutzmasken der Klasse FFP 2 übergeben. Wir haben aber auch ganz allgemein die Bevölkerung über unsere Kanäle informiert. Über Kinderbetreuung, Hilfeleistungen und Soziale Anlaufstellen. Aber auch mit telefonischer Hilfe bei konkreten Anliegen konnte geholfen werden.
Was sehen Sie als die größte Herausforderung momentan?
FRANZ: Die Bundesregierung hat Entscheidungen getroffen, die die Wirtschaft hart getroffen haben. Entscheidungen, die viele Menschen an den Rand ihrer Existenz gebracht haben. Viele Menschen sind arbeitslos geworden, viele sind in Kurzarbeit. Allen bleibt weniger im Geldbörsel als vor der Krise. Das trifft alle Bereiche. Das ist eine Aufgabe, die nur gelingen kann, wenn die Bundesregierung auch hält, was sie versprochen hat. Dass sie nämlich den wahren Leistungsträgern, die von der Krise betroffen sind, unter die Arme greift. Schließlich hat sie das versprochen. Da nehme ich unsere Regierung beim Wort.
Was können die Bürger aus der Krise lernen, die die Welt erfasst hat?
FRANZ: Dass wir aufeinander achten, einen wertschätzenden Umgang miteinander haben. Wir sitzen nämlich alle im gleichen Boot. Auch die Reichen mussten erkennen, dass sie nicht einfach in ihren Privatjet einsteigen und der Krise davonfliegen können. Wir müssen die Schere zwischen Arm und Reich schließen. Denn die Gesellschaft sind wir alle. Wir alle sind notwendig, damit sie funktioniert. Pfleger, Kassiererinnen, Reinigungskräfte, Müllmänner, Angestellte bei den Öffentlichen Verkehrsbetrieben, Installateure, Bäcker, Angestellte, wir alle sind Leistungsträger, die wertvolle Arbeit leisten. Deswegen sollte das auch anerkannt werden. Das ist so nötig, wie noch nie. Und es ist auch so klar, wie noch nie.
(dunav.at)