Vor etwa zehn Jahren hatte sie sich ihrem Ehemann angeschlossen, einem Anhänger der Terrormiliz Islamischer Staat (IS). Nun wird ihr die Mitgliedschaft in einer terroristischen und kriminellen Vereinigung vorgeworfen – ihr drohen bis zu fünf Jahre Haft.
Wie ihre Anwältin Anna Mair gegenüber der APA erklärte, beabsichtigt T., sich im dreistündigen Prozess schuldig zu bekennen. Laut Verteidigung hatte sie sich bereits im November 2017 freiwillig mit ihrem Mann den kurdischen Kräften der Freien Syrischen Armee ergeben. Bis zu ihrer Rückkehr nach Österreich war sie mit ihrem Sohn im Internierungslager al-Roj untergebracht. Ihre Anwältin betonte, dass T. im nicht-radikalen Bereich des Lagers lebte und seit Langem versucht habe, nach Österreich zurückzukehren. Zu diesem Zweck sei beim Außenministerium konsularischer Schutz beantragt worden.
Frühe Radikalisierung und Reiseversuche
Bereits Anfang 2015 – damals war sie 16 Jahre alt – lernte T. in Wien den gebürtigen Afghanen Qais Z. kennen, der dieselbe radikal-islamistische Ideologie teilte. Nach einer islamischen Eheschließung reiste er im April 2015 nach Syrien, wo er sich unter dem Kampfnamen Abu Luqman al-Afghani dem IS anschloss, eine Kampfausbildung absolvierte und in verschiedenen Regionen für den IS kämpfte.
T. versuchte im selben Jahr mehrfach, sich ihrem Mann in Syrien anzuschließen. Ihr erster Versuch im April 2015 scheiterte in Istanbul. Im Juli unternahm sie mit dem Pass ihrer Schwester einen zweiten Versuch, der erneut erfolglos blieb. Im September kehrte sie nach Österreich zurück, wurde kurzzeitig festgenommen und hielt über Messenger Kontakt zu ihrem Ehemann.
Anreise nach Syrien und Leben in Raqqa
Im Juni 2016 gelang ihr schließlich die Reise nach Syrien: Über Athen und die türkische Grenze gelangte sie mithilfe von Schleppern in das IS-Gebiet. In Raqqa, der damaligen „Hauptstadt des IS“, lebte sie mit ihrem Mann zusammen, kümmerte sich um den Haushalt und unterstützte ihn während seiner Genesung von einer Schussverletzung. Im Mai 2017 kam ihr gemeinsamer Sohn zur Welt.
Nach dem militärischen Rückzug des IS ergaben sich beide im November 2017 den Kräften der Freien Syrischen Armee. Seitdem war T. mit ihrem Kind im Lager al-Roj interniert.
Verfahren in Wien und Betreuung des Kindes
Nach ihrer Rückkehr wurde T. am Flughafen Wien-Schwechat festgenommen und in Untersuchungshaft genommen. Das Oberlandesgericht Wien bestätigte diese Maßnahme mit Verweis auf Flucht- und Tatbegehungsgefahr. Ihr Sohn befindet sich seit dem 1. März in der Obhut der Wiener Kinder- und Jugendhilfe (MA 11), die vorübergehend die Obsorge übernommen hat.
Laut Verteidigung steht T. ein Wohnplatz sowie die Betreuung durch den Bewährungshilfeverein Neustart zur Verfügung, sollte es zu einer Haftentlassung kommen. Ihr größter Wunsch sei es, wieder mit ihrem Sohn zusammenzuleben.
Der Kontakt zu ihrem Ehemann besteht nicht mehr – laut Angaben wurde er nach seiner Festnahme in den Irak überstellt und dort zum Tode verurteilt.