„Wir wissen, dass Gewalt an Frauen auch in Österreich eine traurige Realität ist. Im Jahr 2019 wurden rund 38.000 Anzeigen eingebracht, das ist der höchste Wert seit 10 Jahren. Im heurigen Jahr waren es bereits 36.000. Zudem haben wir heuer bereits 16 Frauenmorde zu beklagen“, hielt Bundesministerin Susanne Raab im Rahmen der Präsentation einer Studie zu häuslicher Gewalt während der Corona-Pandemie gemeinsam mit Innenminister Karl Nehammer fest.
Da Expertinnen und Experten bereits vor Beginn der Coronakrise vor einem Anstieg der häuslichen Gewalt gewarnt hätten, seien von ihrem Ministerium und dem Innenressort entsprechende Maßnahmen gesetzt worden. „Es war uns wichtig, von Anfang an klarzustellen, dass häusliche Isolation kein rechtsfreier Raum ist; dass die Polizei kommt, wenn Gewalt passiert, dass Wegweisungen stattfinden und dass Frauen in Frauenhäusern Schutz finden“, so die Frauenministerin. Daher seien die Maßnahmen entsprechend verstärkt worden: So habe man die 24 Stunden „Frauenhelpline gegen Gewalt“ mit ausreichenden Ressourcen ausgestattet, den Helpchat gestärkt, um vermehrt Onlineberatungen anbieten zu können und gemeinsam mit dem Innenministerium eine Informationskampagne unter dem Motto „Sicher zu Hause“ gestartet. Mit Hilfe dieser Maßnahmen konnte ein massiver Anstieg von häuslicher Gewalt vermieden werden. Die verhängten Annäherungs- und Betretungsverbote hätten sich österreichweit dennoch von 886 im Februar auf 1.081 im Lockdown-Monat April erhöht. Im Juli habe es sich um 1.085, im August um 1.055, im September um bisher 507 Fälle gehandelt. „Fazit ist also, dass wir, auch im europäischen Vergleich, gut durch die Krise gekommen sind. Aber jeder einzelne Gewaltakt ist einer zu viel“, so Raab, die darauf hinwies, dass es sich bei den Angaben um die öffentlich zugänglichen Zahlen handle. Die Dunkelziffer könne auch entsprechend höher sein. Es sei ihr daher wichtig, darauf hinzuweisen, dass in den Frauenhäusern genug Kapazitäten vorhanden seien.
In Österreich wurden die Maßnahmen gegen Gewalt drastisch verstärkt. Nämlich, in jedem Bundesland gibt es ein Gewaltschutzzentrum. Diese werden jeweils zur Hälfte aus dem Innen- und dem Frauenressort finanziert. Dazu gebe es 170 Frauen- und Mädchenberatungsstellen, deren Fördervolumen um 12 Prozent erhöht wurde. Zusätzlich wurden 1,25 Millionen Euro für neue Projekte investiert, insgesamt wurden für die Gewaltschutzzentren aus dem Frauenressort 4,7 Millionen Euro vorgesehen. Zusätzlich stellt der Österreichische Integrationsfonds 2 Millionen Euro im Kampf gegen kulturell bedingte Gewalt zur Verfügung.
Frauenministerin Susanne Raab bedankte sich beim Innenminister für die gemeinsame Kampagne „Gemeinsam. Sicher mit Frauen“, mit deren Hilfe Frauen motiviert und bestärkt werden sollen, sich von Gewaltsituationen zu befreien. Diese Zusammenarbeit solle weiter vertieft werden. Im Herbst werde daher ein großer Gewaltschutzgipfel organisiert. „Wir wollen hier das Bewusstsein schärfen, dass jeder Mensch in Österreich das Recht auf ein gewaltfreies Leben hat. Ein gewaltfreies Leben ist die Basis für ein selbstbestimmtes Leben. Das ist mir als Frauenministerin am wichtigsten. Wir werden unsere Kräfte bündeln, um noch mehr Frauen und Kinder vor Gewalt zu bewahren“, so Raab abschließend.
(bundeskanzleramt.gv.at/dunav.at)