Trump bricht Pressekonferenz vorzeitig ab

Auf Vorwürfe, in der Coronavirus-Pandemie zu spät reagiert zu haben, reagiert US-Präsident Donald Trump zunehmend gereizt – mit Attacken auf Medien und Schuldzuweisungen an andere wie etwa die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und China. Erst am Montag (Ortszeit) brach Trump eine Pressekonferenz zur Coronavirus-Pandemie nach einem Wortwechsel mit einer US-Journalistin abrupt ab.

Die Reporterin Weijia Jiang vom Fernsehsender CBS News hatte Trump gefragt, warum er die Kapazitäten der USA bei Virustests positiv mit anderen Ländern vergleiche, als ob es sich um einen internationalen Wettbewerb handle. Das sei vielleicht „eine Frage, die Sie China stellen sollten“, reagierte der Präsident. Jiang entgegnete mit der Frage, warum der Präsident gerade gegenüber ihr diese Anmerkung mache – sie wollte wohl andeuten, dass das mit ihrer chinesischen Herkunft zu tun habe.

Er sage das „zu jedem, der mir eine solch fiese Frage stellen würde“, sagte wiederum der Präsident. Jiang ist in China geboren und in den USA aufgewachsen. Trump versuchte einer anderen Journalistin das Wort zu geben, während Jiang weiterredete und nachhakte. Kurz darauf brach Trump die Pressekonferenz im Rosengarten des Weißen Hauses ab und ging zurück ins Innere des Gebäudes.

„Das kann passieren“

Im Weißen Haus selbst gab es zuletzt zwei Infektionsfälle mit dem Coronavirus – darunter die Sprecherin von Vizepräsident Mike Pence, Katie Miller. Trump sieht darin kein Problem: Die Regierung habe die Situation „sehr gut unter Kontrolle“. Die jüngsten Infektionen seien kein Beleg, dass sich die Sicherheitsvorkehrungen nicht bewährt hätten: „Das kann passieren.“ Trump ordnete dennoch als Vorsichtsmaßnahme an, dass Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Regierungssitzes nun Gesichtsmasken tragen müssen.

Er selbst und Pence sollen davon aber ausgenommen sein. Da er niemandem so nahe komme, sei es in seinem Fall nicht nötig, eine Maske zu tragen, so Trump. Der US-Präsident, sein Vize sowie hochrangige Mitarbeiter, die direkt mit ihnen in Kontakt kommen, werden inzwischen täglich auf das Coronavirus getestet.

Trump macht seit Tagen Druck, die Beschränkungen im ganzen Land wieder zu lockern, damit sich die Wirtschaft erholen kann. Die Infektionen im Weißen Haus zeigen jedoch, wie schwierig eine Rückkehr zum Normalbetrieb werden dürfte.

Fauci-Anhörung vor Senat

Wenig gefallen wird Trump daher vermutlich die derzeit vor dem Senat in Washington laufende Anhörung des prominenten US-Regierungsberaters Anthony Fauci. Er will offenbar davor warnen, die Beschränkungen für die Wirtschaft zu früh wieder aufzuheben. Das könne zu „unnötigem Leid und Tod führen“, zitierte die „New York Times“ („NYT“) aus einer Mail des Gesundheitsexperten.

Anthony Fauci.

APA/AFP/Mandel Ngan
Der bekannte Gesundheitsexperte und US-Regierungsberater Fauci soll am Dienstag vom Senat angehört werden

Außer den einflussreichen Virologen befragen die Senatoren auch den Direktor der Gesundheitsbehörde CDC, Robert Redfield, und den Leiter der Arzneimittelbehörde FDA, Stephen Hahn. Alle drei Experten befinden sich derzeit wegen eines Kontakts mit einem positiv auf das neuartige Coronavirus getesteten Regierungsmitarbeiter in Quarantäne.

Vergleich mit anderen Staaten hinkt

Trump wird jedenfalls nicht müde zu betonen, dass seine Regierung einen erfolgreichen Kampf gegen „den unsichtbaren Feind“ führe. In der abgebrochenen Pressekonferenz bezeichnete er auch Deutschland und die USA als jene Staaten, die am erfolgreichsten in Sachen Zahl der Todesopfer pro Hunderttausend Einwohner seien. Darauf sei er am meisten stolz.

Die Zahlen der Johns-Hopkins-Universität zeigen aber ein anderes Bild: Die USA haben derzeit pro 100.000 Einwohner 24 Todesopfer zu beklagen, Deutschland neun. Andere Länder wie Österreich, Ungarn, Südkorea und Finnland weisen der Uni zufolge noch niedrigere Sterblichkeitsraten als Deutschland auf. Insgesamt gibt es in den USA inzwischen 1,35 Mio. bestätigte Infektionen und 80.000 Todesfälle.

Die „Trump Deathclock“ am Times Square.

APA/AFP/Getty Images/Dia Dipasupil
Die Kunstaktion „Trump-Todesuhr“ am Times Square macht den US-Präsidenten für Zigtausende Covid-19-Tote verantwortlich

„Trump-Todesuhr“ am Times Square

Eine neue Leuchttafel am New Yorker Times Square zeigt nun die Zahl der CoV-Todesfälle an, für die Trump durch seine verfehlte Politik verantwortlich sein soll. Die Kunstaktion „Trump-Todesuhr“ beruht auf der Annahme, dass 60 Prozent der Todesopfer in den USA auf das Konto des Präsidenten gehen. Bis Montag zeigte die Installation des preisgekrönten Filmemachers Eugene Jarecki 48.000 Tote an

 

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